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Annährung: Koreanische Familien dürfen sich wieder treffen

Anzeichen für politisches Tauwetter im geteilten Korea: Erstmals seit zwei Jahren dürfen Südkoreaner wieder Familienangehörige im kommunistischen Norden besuchen.

Erstmals seit zwei Jahren ist es im geteilten Korea wieder zu einer Zusammenführung von getrennt lebenden Familien aus dem Nord- und Südteil des Landes gekommen. 97 zumeist ältere Südkoreaner überquerten am Samstag die schwer bewachte Grenze zwischen den beiden rivalisierenden Ländern, um ein Wiedersehen mit 240 Angehörigen zu erleben. Die Familien dürfen gemeinsam drei Tage in einem Ferienort am Kumgang-Gebirge an der nordkoreanischen Ostküste verbringen.

Die Teilnehmer vergossen Tränen der Freude und Erleichterung, aber auch der Trauer. "Hast du mir gar nichts zu sagen?", fragte der mit 95 Jahren älteste Teilnehmer aus Südkorea seinen im Norden lebenden Sohn, der schwerhörig ist und älter als sein Vater wirkte. An dem Treffen nahm auch ein Gefangener des Korea-Kriegs von 1950 bis 1953 teil. Auch zwei Südkoreaner, die nach dem Krieg von Nordkorea entführt worden sind, trafen ihre Verwandten wieder.

Für die Regierung in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang sind die mehr als tausend südkoreanischen Zivilisten und Kriegsgefangenen, die im Norden vermutet werden, ein Tabu-Thema.

Das im Jahr 2000 gestartete Begegnungsprogramm für die Familien beider Länder war angesichts der politischen Spannungen fast zwei Jahre unterbrochen. Das Zustandekommen der jüngsten Familientreffen wird deshalb als ein weiteres Zeichen für die vorsichtige Bemühungen um eine Wiederannäherung beider Länder gewertet. Auf die jetzige Runde von Familienzusammenführungen hatten sich die Rot-Kreuz-Verbände Süd- und Nordkoreas Ende August geeinigt.

Zwischen den Jahren 2000 und Oktober 2007 hat es insgesamt 16 solcher Treffen gegeben, an denen von beiden Seiten insgesamt rund 16.000 Menschen teilnahmen. Die Begegnungen sind das Ergebnis eines historischen Gipfels zwischen den Staatschefs beider Länder vor neun Jahren, der eine Phase des Tauwetters in den diplomatischen Beziehungen einläutete.

Nach dem zweijährigen Aussetzen der Treffen hatte der wegen Raketen- und Atomtests scharf kritisierte und mit UN-Sanktionen belegte Norden unlängst wieder die Fühler in den Süden ausgestreckt. Das arme Land hatte dem einst wichtigen Geldgeber die Aufnahme von Wirtschaftsbeziehungen und der Familienzusammenführungen in Aussicht gestellt.

Am Dienstag soll die jüngste Runde von Zusammenführungen zwischen Angehörigen mit einem Treffen weiterer Familien fortgesetzt werden. 99 Nordkoreaner sollen dann in einem weiteren dreitägigen Treffen knapp 450 Angehörige aus dem Süden treffen. Bis heute ist für sie in der Regel kein Kontakt über die abgeriegelte Grenze hinweg per Brief, E-Mail oder Telefon möglich.

Quelle: ZEIT ONLINE, Reuters, dpa

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