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Politik: Anreiz für die Männer

Fachleute erwarten nach Einführung des Elterngelds, dass Väter zumindest zwei Monate zu Hause bleiben

Berlin - Das von der Koalition beschlossene Elterngeld nach Plänen von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) stößt bei Experten auf Zuspruch. Berufstätige Elternteile, die eine Auszeit zur Kindererziehung nehmen, erhalten für Kinder, die ab 2007 geboren werden, ein Jahr lang 67 Prozent ihres bisherigen Nettogehaltes vom Staat, aber nicht mehr als 1800 Euro im Monat. Auch wer länger als ein Jahr pausieren will, soll Elterngeld erhalten – wenn auch weniger als im ersten Jahr. Das Elterngeld in voller Höhe für das erste Jahr bekommen Eltern aber nur dann, wenn auch der Partner mindestens zwei Monate lang zur Kindererziehung zu Hause bleibt. Damit soll ein Anreiz, vor allem für junge Väter geschaffen werden, ebenfalls Elternzeit zu nehmen.

„Aus Erfahrungen in Skandinavien wissen wir, dass durch solche Maßnahmen mehr Männer eine berufliche Auszeit nehmen“, sagte Familienforscherin Gisela Erler dem Tagesspiegel. Sie rechnet damit, dass in zehn bis 15 Jahren etwa 30 bis 50 Prozent der Väter mindestens diese zwei Monate nehmen werden. Dadurch würden sich auch Frauen für Kinder entscheiden, die bisher keinen Nachwuchs wollten, weil der Mann sich nicht an der Elternzeit beteiligen könne. „Ich halte das Elterngeld für ein wichtiges Signal“, sagte Erler. Jetzt müsse es auch zu einer mentalen Veränderung in Deutschland kommen. „Vielen großen Firmen macht die Vorstellung, dass junge, aufstrebende Karrieremänner längere Zeit zur Kindererziehung aussteigen könnten, immer noch Angst.“ Das müsse sich ändern, meint die Familienexpertin, die den Grünen nahe steht. Welchen Einfluss die Einführung des Elterngelds auf ärmere Familien haben werde, die zukünftig einen Sockelbetrag von 750 Euro monatlich erhalten sollen, vermöge sie nicht zu sagen.

„Es ist besonders wichtig, dass mit den Regelungen zum Elterngeld vor allem Alleinerziehende und Eltern im unteren Einkommensbereich gefördert werden“, sagte Christel Humme, familienpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, dem Tagesspiegel. „Der Sockelbetrag sollte auch an Selbstständige gezahlt werden. Sie bekamen bisher gar nichts,“ meint Familienforscherin Erler. Elterngeld allein könne aber keine grundsätzliche Änderung in der Gesellschaft bewirken. Auch Betreuungsmöglichkeiten für Kinder müssten, wie jetzt durch geplante Steuervorteile begonnen, weiter verbessert werden. Dafür sprach sich auch Christel Humme aus.

Der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Familienverbandes Ostermann will die finanzielle Unterstützung für Eltern, die ihr Kind zu Hause betreuen, während der gesamten dreijährigen Elternzeit. Die FDP dagegen lehnt die spezielle Förderung von Vätern ab. Der Staat solle zwar die Teilhabemöglichkeit von Müttern und Vätern an der Erziehung verbessern, Eltern sollten aber selbst entscheiden können, wer sich um die Erziehung und wer sich um seinen Beruf kümmere, hatte FDP-Generalsekretär Dirk Niebel im ZDF-„Morgenmagazin“ gesagt.(mit dpa und ddp)

Dagny Lüdemann

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