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In Belgien gelten bei vielen öffentlichen Veranstaltungen erhöhte Sicherheitsvorkehrungen.

© REUTERS/Francois Lenoir

Update

Anschläge in Belgien an Silvester geplant: Terror-Gefahr: Brüssel sagt Silvester-Feuerwerk ab

In Belgien sind zwei Terrorverdächtige festgenommen worden. Sie waren im selben Motorrad-Club aktiv. Verbindungen zu den Anschlägen von Paris gebe es nicht.

Brüssel sieht sich erneut im Visier von Terroristen: Für die Silvesternacht sollen Anschläge an mehreren „symbolträchtigen Orten“ der belgischen Hauptstadt geplant sein worden. Nach einer Reihe von Hausdurchsuchungen und Festnahmen sind zwei Terrorverdächtige in Haft, wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte. Die beiden Männer sind nach Medienberichten Mitglieder eines Motorrad-Clubs. Beide kamen aus dem Brüsseler Stadtteil Anderlecht, wie der Sender RTBF am Mittwochmorgen berichtete. Einer der beiden Männer sei den Sicherheitskräften bereits bekannt gewesen. Bei einem von ihnen wurde laut RTBF Propagandamaterial der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gefunden.

Nach Berichten mehrerer belgischer Medien handelt es sich bei dem Motorrad-Club um die Brüsseler „Kamikaze Riders“. Auf seiner Facebook-Seite mischt der Club Motorrad-Fotos und Videos mit antiisraelischer Polemik. In einem Post wird Israels Premierminister Benjamin Netanjahu mit Adolf Hitler verglichen. Einen Zusammenhang zu den tödlichen Pariser Terroranschlägen vom November gibt es laut Staatsanwaltschaft nicht.

Einer der beiden Festgenommenen gilt als Drahtzieher einer Terrorgruppe. Er soll sich um die Anwerbung neuer Mitglieder zur Begehung terroristischer Taten gekümmert haben. Die zweite Person wird laut Staatsanwaltschaft als Täter oder Mittäter einer Terrorgruppe eingestuft. Vier weitere Festgenommene seien mittlerweile wieder auf freiem Fuß.

Die Durchsuchungen und Festnahmen seien bereits am Sonntag und Montag in Brüssel, der Region Flämisch-Brabant um die belgische Hauptstadt und in der Region Lüttich im Osten des Landes erfolgt, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Bei den Hausdurchsuchungen wurden neben dem IS-Propagandamaterial auch Militärkleidung sowie Material zur Datenverarbeitung sichergestellt. Waffen oder Sprengstoff seien nicht gefunden worden.

Warnstufe erneut angehoben

Die Wachsamkeit der Behörden richtet sich nun vor allem auf größere Menschenansammlungen, wie das Nationale Krisenzentrum mitteilte. Auch die Polizei gilt offenbar als Ziel. Die Warnstufe für die Brüsseler Polizeidienststellen ist nach Medienberichten angehoben worden, ebenso für die Polizisten und Soldaten, die auf den Straßen patrouillieren. In einem internen Schreiben an die Brüsseler Polizei, das die belgische Nachrichtenagentur Belga einsehen konnte, ist von einer „konkreten Bedrohung“ die Rede - „im gleichen Stil wie die Anschläge von Paris“. In der französischen Hauptstadt hatten islamistische Attentäter Ende November mit Waffen und Sprengstoffwesten 130 Menschen getötet.

In Belgien herrscht derzeit die zweithöchste von vier Terrorwarnstufen. Damit gilt die Bedrohung durch einen Anschlag als „möglich und wahrscheinlich“. Die Polizei in der belgischen Hauptstadt verschärft nun ihre Sicherheitsvorkehrungen. Vor den Kommissariaten sollen Bewaffnete stehen, wie der Polizeichef der westlichen Brüsseler Stadtteile, Johan De Becker, dem Sender RTBF sagte. Zudem sollen die Beamten etwa nicht mehr allein auf Streife gehen, sondern in Teams von zwei Personen, von denen mindestens eine bewaffnet sein muss.

Brüssels Bürgermeister sagt Feuerwerk ab

Brüssels Bürgermeister Yvan Mayeur sagte am Mittwoch aus Angst vor Anschlägen das Silvesterfeuerwerk und andere öffentliche Feierlichkeiten zum Jahreswechsel in der belgischen Hauptstadt ab. Er gab die Entscheidung im öffentlich-rechtlichen Fernsehsender RTBF bekannt. Im Vorfeld hatte Mayeur in der Zeitung „Le Soir“ in der angekündigt: „Ich will nicht zu schnell entscheiden, alles abzusagen“, sagte . „Und außerdem will ich nicht zur Psychose der Bevölkerung beitragen.“ Es sei damit zu rechnen, dass in der Silvesternacht trotz einer Absage viele Menschen auf die Straße gingen.

Belgien gilt als eines der am stärksten durch Terrorismus gefährdeten Länder in Europa. Hintergrund ist die im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße hohe Zahl von Menschen, die als Dschihadisten in das Bürgerkriegsland Syrien gezogen sind. Nach Schätzungen von Sicherheitsbehörden von Ende Oktober stammen rund 500 Kämpfer in dem Krisengebiet aus Belgien. Die Paris-Attentäter hatten Verbindungen in das Land. (dpa/AFP)

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