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Politik: Anschlag auf christliche Helfer

Taliban bekennen sich zu Überfall in Afghanistan

Kabul - Sie wollten helfen – und bezahlten mit dem Leben: Taliban-Kämpfer haben im Nordosten des Landes Mitarbeiter einer christlichen Hilfsorganisation erschossen. Der Polizeichef der Provinz Badachschan, Agha Nur Kentus, sagte, ein deutscher und sechs amerikanische Mitarbeiter der International Assistance Mission (IAM) seien getötet, ein weiterer ausländischer und zwei afghanische Mitarbeiter der Augenklinik Noor in Kabul ebenfalls erschossen worden. Bei dem deutschen Opfer handelt es sich um eine Frau.

Die Taliban bekannten sich zu der Tat. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte, es habe sich um „christliche Missionare“ gehandelt, die Geheimdienstinformationen in der Gegend gesammelt hätten. „Wir haben Spionagedokumente bei ihnen gefunden.“ Zu dem Vorfall kam es nach Angaben der Polizei am Donnerstag in einer entlegenen Bergregion im Grenzgebiet zwischen der relativ ruhigen Provinz Badachschan und der weitaus gefährlicheren Provinz Nuristan. IAM-Direktor Dirk Frans widersprach dem Vorwurf, die Ärzte hätten in dem muslimisch geprägten Land missioniert. „Wir haben schon zurzeit der Monarchie in Afghanistan gearbeitet, während der sowjetischen Besatzung und unter den Taliban und sie wissen, was wir tun“, sagte Frans. Die Organisation, die ihren Hauptsitz dem Jahresbericht zufolge in Kabul ausweist und seit 1966 im Land aktiv ist, betreibt nach eigenen Angaben Augenkliniken in der afghanischen Hauptstadt sowie in den Städten Herat, Masar-i-Scharif und Kandahar.

Das Auswärtige Amt und die US-Botschaft bestätigten die Opferzahlen zunächst nicht. „Wir arbeiten an der Klärung der Informationen“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin.

Es lägen aber noch keine belastbaren Angaben vor. Die Sprecherin der US-Botschaft in Kabul, Caitlin Hayden, sagte: „Wir haben Grund zu der Annahme, dass mehrere amerikanische Staatsbürger unter den Verstorbenen sind.“ Die Botschaft arbeite mit den afghanischen Behörden aber noch daran, die Identität der Opfer zu ermitteln.

IAM teilte am Samstag auf seiner Homepage mit, vermutlich seien die Opfer einheimische und ausländische Angehörige eines mobilen Augenarzt-Teams. Nach ihrer medizinischen Arbeit in der Provinz Nuristan, die an Badachschan angrenzt, sei die Gruppe auf dem Rückweg nach Kabul gewesen. Man hoffe, dass „diese Tragödie“ nicht dazu führe, dass IAM nach 44 Jahren im Land die Arbeit einstellen müsse.

Polizeichef Kentus hatte zunächst für Verwirrung gesorgt, da er von sechs getöteten Deutschen, zwei Amerikanern und zwei Afghanen gesprochen hatte. Nachdem die Leichen geborgen waren, korrigierte er seine Angaben. Kentus sagte, ein Afghane aus der Gruppe, der den Überfall überlebte, habe sich zur Polizei durchgeschlagen und ihm mitgeteilt: „Die Angreifer, die alle lange Bärte hatten, durchsuchten die Ausländer erst und erschossen sie dann.“ Die Leichen seien neben den Geländewagen der Opfer gefunden worden. In der Region sind neben Aufständischen auch kriminelle Banden aktiv. dpa/AFP

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