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Anschlag auf Fernzug geplant: Kanada im Visier von Al Qaida

In Kanada wurde offenbar ein Anschlag auf einen Fernzug vereitelt. Zwei Verdächtige wurden festgenommen. Wie groß war die Gefahr?

Nach Angaben der Polizei habe der Angriff im Großraum Toronto stattfinden sollen. Die Verdächtigen seien 30 und 35 Jahre alt und stammten aus Montreal und Toronto. Sie seien keine kanadischen Staatsbürger. Ein Hinweis aus der muslimischen Gemeinde habe die seit einem Jahr andauernden Ermittlungen vorangebracht. Der 30-Jährige sei in der Nähe von Montreal an einem Wissenschaftsinstitut als Doktorand eingeschrieben. Ermittlerkreisen zufolge ist einer der beiden Tunesier. Die Festgenommenen hätten zwar „die Fähigkeit und den Vorsatz“ gehabt, den Anschlag auf die Eisenbahnbrücke auszuführen. Allerdings habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Bevölkerung oder den Zugverkehr bestanden.

Die Ermittler sehen Anzeichen dafür, dass der Plan von der radikal-islamischen Al Qaida vom Iran aus unterstützt worden sei. Hinweise auf eine Verwicklung der Regierung in Teheran gebe es aber nicht, auch gebe es keinen Zusammenhang mit dem Anschlag auf den Boston-Marathon. „Wenn dieser Anschlag ausgeführt worden wäre, wären unschuldige Menschen getötet oder schwer verletzt worden“, sagte James Malizia von der kanadischen Polizei. Es handle sich um den ersten von Al Qaida unterstützten und bekannt gewordenen Anschlagsplan in Kanada. Die Festnahmen zeigten, dass der Extremismus für Kanada ein ernste Gefahr darstelle, sagte Kanadas Minister für öffentliche Sicherheit, Vic Toews, in Ottawa.

Dass sich junge Kanadier an terroristischen Aktivitäten beteiligen – allerdings bislang ausschließlich im Ausland –, weiß der Geheimdienst CSIS seit geraumer Zeit. So waren zwei Kanadier unter den Attentätern, die im Januar den Terroranschlag auf die Industrieanlage von Ain Amenas in Algerien verübten. Bei der Erstürmung durch algerische Truppen waren 37 Geiseln und 29 Geiselnehmer getötet worden. Für Insider war es keine große Überraschung zu hören, dass Kanadier dabei eine aktive Rolle spielten. Als „home-grown terrorism“ wird diese auch in anderen Ländern, darunter Deutschland, zu beobachtende Entwicklung bezeichnet. Verstanden wird darunter die Indoktrinierung und Radikalisierung Einzelner durch die Al-Qaida-Ideologie.

CSIS-Chef Richard Fadden sagte damals, der Geheimdienst wisse von „Dutzenden von Kanadiern, viele in ihren frühen Zwanzigern, die nach Übersee reisten oder reisen wollten“, um sich solchen Aktivitäten anzuschließen. Einige seien Kanadier der zweiten oder dritten Generation, die „über irgendetwas unglücklich sind“ und sich ihren Herkunftsländern zugezogen fühlten. Sie würden von Muslimen zu radikalen Muslimen und dann zu gewaltbereiten extremistischen Muslimen.

Was die aktuelle Spur in den Iran betrifft, hieß es in US-Regierungskreisen, vor allem im iranischen Sahedan an der Grenze zu Afghanistan und Pakistan seien Al-Qaida-Kräfte aktiv. Sie agierten aber nicht unter dem Schutz der schiitischen Regierung, die die sunnitischen Al-Qaida- Extremisten ablehne. Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums sagte, Kanadas Regierung „belästige“ den Iran. Der Iran sei gegen jede Gewalt. Die Ansichten von Al Qaida seien in keiner Weise vereinbar mit denen der Islamischen Republik.

Unterdessen hat die spanische Polizei zwei mutmaßliche Al-Qaida-Mitglieder festgenommen. Beide hätten Kontakte zu einem dschihadistischen Ausbildungslager im Norden Malis gehabt, hieß es am Dienstag. (mit rtr)

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