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Anschlag auf Kopten: CSU verlangt von Muslimen Bekenntnis zum Gewaltverzicht

Die CSU hat von deutschen Muslimen eine deutliche Verurteilung des Anschlags in Ägypten gefordert. In Alexandria und Kairo gab es erneuten Protest von Christen.

Nach Ansicht der CSU haben die Vertreter der Muslime in Deutschland nicht deutlich genug auf den Anschlag auf eine Kirche in Ägypten reagiert. "Ich erwarte, dass sie ihre Abscheu noch klarer formulieren, so wie das weltweit geschehen ist", sagte der Unionsfraktions-Vize Johannes Singhammer. Im Kampf für Religionsfreiheit spiele die Öffentlichkeit eine entscheidende Rolle. Der Aufruf deutscher Muslime zu mehr religiöser Toleranz sei besonders wichtig, weil Muslime in Deutschland ihren Glauben frei ausüben könnten. In Ländern wie Ägypten oder dem Irak sei genau das für viele Gläubige nicht der Fall.

Auch der CSU-Außen- und Sicherheitspolitiker Hans-Peter Uhl forderte nach dem Anschlag vom 1. Januar mit 21 Toten eine eindeutige Distanzierung der gemäßigten Muslime. "Wenn die Muslime selbst protestieren, bewirkt das viel mehr, als wenn wir das tun." Fernziel müsse ein aufgeklärter "Euro-Islam" sein, der Religions- und Glaubensfreiheit selbstverständlich anerkennt, sagte Uhl.

In der Neujahrsnacht war vor einer koptischen Kirche im ägyptischen Alexandria eine Autobombe explodiert. 21 Gläubige starben, 97 Menschen wurden offiziellen Angaben zufolge verletzt. Politiker in aller Welt verurteilten den Anschlag, der koptische Klerus in Ägypten sagte die Feierlichkeiten zum Weihnachtsfest am 7. Januar ab.

Ohne nähere Erläuterung beschuldigte die ägyptische Regierung "ausländische Elemente" als Drahtzieher. Die Polizei habe bereits mehrere Verdächtige festgenommen, berichtete der arabische Nachrichtensender al-Dschasira. Tatsächlich hatte kürzlich eine Gruppe mit Verbindungen zum islamistischen Terrornetz al-Qaida im Irak den Christen im ganzen Nahen Osten mit Anschlägen gedroht. Das Netzwerk wirft den Kopten vor, zwei angeblich vom Christentum zum Islam konvertierte Frauen als "Geiseln" festzuhalten.

Die koptische Kirche widersprach dieser Deutung der Tragödie. "Der Anschlag ist das Ergebnis der anhaltenden konfessionellen Stimmungsmache der letzten Monate", hieß es in einer Erklärung. Ägyptische Medien hatten den Fall der beiden angeblichen Konvertitinnen oft reißerisch und tendenziös dargestellt.

In Ägypten gibt es immer wieder Spannungen und gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen. Gründe hierfür sind der Bau von Kirchen oder Glaubensübertritte. Im Land bekennen sich etwa 90 Prozent zum Islam, zehn Prozent der Ägypter sind Christen.

In Alexandria und Kairo kam es nach dem verheerenden Bombenanschlag vom Neujahrstag erneut zu Zusammenstößen zwischen Kopten und der Polizei. Medienberichten zufolge verlangten die Demonstranten einen besseren Schutz für Christen in Ägypten. Auch in Assiut – knapp 400 Kilometer südlich von Kairo – hätten etwa 2000 Kopten demonstriert, berichtete die Zeitung The Daily News Egypt online.

Der ägyptische Präsident Husni Mubarak rief alle Ägypter, ob Christen oder Muslime, zu Geschlossenheit bei der Bekämpfung des Terrorismus auf. Seine Behörden würden daran arbeiten, dass die Täter aufgespürt würden und "dem Terrorismus der Arm abgehackt" werde, sagte Mubarak in einer Fernsehansprache. Auch das amtliche Islam-Institut al-Azhar und die oppositionelle islamische Moslembruderschaft verurteilten den Anschlag.

Die Grünen forderten von der Bundesregierung, den Druck auf die ägyptische Regierung zu erhöhen. "Eine Verurteilung solcher Anschläge ist zu wenig", sagte Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck. Ägypten und andere Staaten müssten "dem Ungeist religiöser Intoleranz" wirksam entgegentreten. De facto sei das Land eine Diktatur. "Der Westen aber schaut aus außenpolitischer Rücksichtnahme auf das Regime Mubarak systematisch weg." Auch Deutschland habe seine Möglichkeiten zur Einflussnahme "bei weitem nicht ausgeschöpft", sagte Beck.

Stattdessen müsse eine Menschenrechts-Agenda mit klar formulierten Bedingungen Teil außen- und entwicklungspolitischer Vereinbarungen sein, insbesondere bei staatlicher Budgethilfe, fügte Beck hinzu. Ägypten gewähre Religionsfreiheit nur im Rahmen der Regeln der Scharia, des islamischen Religionsgesetzes. Das reiche aber nicht aus, "um islamistischen Wirrköpfen die Stirn zu bieten", sagte Beck.

Auch die CSU möchte die deutsche Entwicklungszusammenarbeit stärker an die Frage der Religionsfreiheit knüpfen. Künftig solle die Entwicklungshilfe davon abhängen, "ob in einem Land Christen vom Staat oder einer anderen Seite verfolgt werden", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, Stefan Müller. Die "abscheuliche Gewalttat" von Alexandria sei zwar eine besondere Dimension, aber leider kein Einzelfall. Alle Regierungen im islamischen Raum seien aufgefordert, die christlichen Minderheiten zu schützen. "Es kann keine finanzielle Unterstützung für Länder geben, in denen Christen ihre Religion nicht ungehindert ausüben können", sagte Müller. (Zeit online/dpa/rtr/AFP)

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