zum Hauptinhalt

Anschlag in Damaskus: Führt die Spur in den Libanon?

In der Gegend von Tripoli haben sich die sunnitischen Terrorzellen der Al Qaida festgesetzt. Sind sie für das Attentat von Damaskus verantwortlich?

Kairo – Der erste Reflex war der übliche in dieser Region. Die Detonation der 200-Kilo-Bombe in Damaskus war noch nicht verhallt, da beschuldigten regierungsnahe Blätter in Syrien und Jordanien Israel und seinen Geheimdienst Mossad. Doch am Montag gaben die syrischen Behörden bekannt, ein Selbstmordattentäter habe sich mit dem Fahrzeug in die Luft gesprengt. Der GMC Suburban mit ausländischem Kennzeichen sei tags zuvor aus einem Nachbarland gekommen. Aus welchem Land, das sagten die Ermittler nicht.

Doch vieles deutet darauf hin, dass sie den Libanon meinen, genauer die Gegend um die Hafenstadt Tripoli. Hier haben sich sunnitische Terrorzellen von Al Qaida festgesetzt. Zunächst hatten sie Unterschlupf gefunden in dem palästinensischen Flüchtlingslager Nahr-al-Bared, das nach heftigen Kämpfen zwischen Extremisten und libanesischer Armee dem Erdboden gleich gemacht wurde. Seither ist in Tripoli keine Ruhe mehr eingekehrt – eine Serie von schweren Attentaten zeugt davon. Am Montag detonierte eine Bombe neben einem Bus voll mit Soldaten, mindestens fünf starben, 35 wurden verletzt.

Die syrischen Behörden sind überzeugt, der Attentäter von Damaskus stammt aus Kreisen sunnitischer Extremisten. Den Zusammenhang zwischen Terrornestern in Tripoli und möglichen Anschlägen in Syrien hatte Präsident Bashar al Assad bereits Anfang des Monats hergestellt. „Extremistische Kräfte“ seien im Norden des Libanon aktiv und hätten das Ziel, Syrien zu destabilisieren. „Wir sind sehr beunruhigt über das, was in Tripoli geschieht“, sagte er. Im August hatte Assad gefordert, der Libanon solle mehr Truppen in den Norden schicken, um die Radikalen zu bekämpfen. Die Antwort aus dem Nachbarland kam prompt. „Eine flagrante Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes“, schimpften antisyrische Politiker. Daraufhin setzte Assad Truppen in Marsch. 10 000 Soldaten wurden vergangene Woche an der Grenze zu Libanon postiert, nach offizieller Lesart, um Schmuggler zu fassen. In Wirklichkeit sollen sie das Einsickern von Al-Qaida-Terroristen aus Tripoli verhindern. Offenbar ist der erste nun doch durchgekommen. Martin Gehlen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false