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Anschlagspläne in Berlin: Albakr auf Überwachungsvideos vom Flughafen Tegel identifiziert

Der Terrorverdächtige Jaber Albakr hat Ende September den Flughafen Tegel in Berlin ausgespäht. Medienberichten zufolge gibt es entsprechende Aufnahmen von Überwachungskameras.

Jaber Albakr hatte offenbar einen Anschlag auf den Flughafen Tegel geplant. Wie Medien berichten, hat der Verfassungsschutz den 22-Jährigen auf Überwachungsvideos des Flughafens vom 22. September identifiziert. Das sei den Abgeordneten des Bundestages im Innenausschuss mitgeteilt worden, schreibt die "Berliner Morgenpost".

Nach rbb-Informationen kam der Syrer Ende September mit einem Fernbus nach Berlin, offenbar um den Flughafen Tegel auszuspähen. Vom 22. auf den 23. September soll er eine Übernachtung in einem Hotel unweit des Flughafens Tegel gebucht haben. Dort sei er aber nicht erschienen, heißt es unter Berufung auf Behördenkreise.

Keine unmittelbare Anschlagsgefahr

Der Berliner Bundestagsabgeordneten Matthias Schmidt (SPD) bestätigte in der rbb-Abendschau: "Wir wissen, er war in Berlin. Er hat den Flughafen ausspioniert". Eine unmittelbare Anschlagsgefahr habe aber nicht bestanden, Albakr sei keine "tickende Zeitbombe" gewesen.

"Die Utensilien für den Sprengstoff waren ja noch in Sachsen. Er hat sich Gedanken über einen Anschlag gemacht, aber wir standen nicht unmittelbar davor." Die Ermittlungen stehen laut Schmidt noch am Anfang. Daher sei auch unklar, welche Kontakte Albakr in Berlin gehabt habe.

Versagen der Behörden in Sachsen

Der aus Syrien geflohene Albakr hat sich am 12. Oktober in der Justizvollzugsanstalt Leipzig selbst umgebracht. Er war bei einem Polizeieinsatz in Chemnitz am 8. Oktober dem Zugriff der Polizei entkommen. In einer von ihm genutzten Wohnung wurden eineinhalb Kilogramm hochexplosiven Sprengstoffs gefunden. Später wurde der Syrer in Leipzig von mehreren Landsleuten überwältigt.

Der syrische Terrorverdächtige hat sich offenbar in Deutschland radikalisiert. Ein Berliner Imam habe ihn einer Gehirnwäsche unterzogen, sagte Albakrs Bruder Alaa dem „Spiegel“. Der Imam habe Jaber Albakr aufgefordert, nach Syrien zurückzugehen und dort zu kämpfen. Im September 2015 sei Jaber Albakr nach Syrien gereist. In Rakka habe er sich dann der Terrormiliz IS angeschlossen, sagte der Bruder.

Vor seiner Flucht aus Syrien 2014 sei Jaber Albakr unpolitisch gewesen. Zudem äußerte der Bruder den Verdacht, die Polizei sei für den Tod Albakrs verantwortlich.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière verteidigt Sachsen

Wegen des Suizids von Albakr war vor allem Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow (CDU) erheblich unter Druck geraten. Einen Rücktritt lehnte Gemkow aber ab.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat Sachsen trotz der Pannen bei der Festnahme des Terrorverdächtigen Jaber Albakr und dessen Suizid am Donnerstag gegen Kritik verteidigt. Die Behauptung, im Freistaat seien Demokratie und Rechtsstaat gefährdet, sei falsch, sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung". "Ich halte solche Pauschalkritik an Sachsen für unangemessen."

Die Verantwortlichen in dem Bundesland wüssten selbst am besten, dass viel Arbeit vor ihnen liege - etwa mit Blick auf den Suizid Albakrs. Die Einsetzung einer unabhängigen Expertenkommission durch die Landesregierung, die die Vorfälle untersuchen soll, wertete de Maizière als wichtiges Zeichen. "Sachsen hat die Kraft, Probleme aufzuarbeiten", sagte er. "Es braucht keine Ratschläge von außen."

Noch im Oktober soll eine von der Landesregierung eingesetzte Expertenkommission unter dem Vorsitz des ehemaligen Verfassungsrichters Herbert Landau ihre Arbeit aufnehmen, um die Hintergründe des Falls zu untersuchen. Das Gremium soll anschließend konkrete Empfehlungen für die Arbeit der sächsischen Behörden geben. (mit dpa)

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