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Ante Gotovina: Nationalheld und verurteilter Räuber

Für kroatische Nationalisten war und ist der General a.D. Ante Gotovina ein Nationalheld.

Zagreb - Gotovina ist noch immer Ehrenbürger der Adriastadt Zadar wegen seiner «Verdienste» bei der Rückeroberung der seit 1991 von aufständischen Serben besetzt gehaltenen südkroatischen Gebiete im Sommer 1995. Gerade in dieser Zeit soll er die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben, wegen der er vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagt ist.

Der Karriere-Offizier leitete im Sommer 1995 die rücksichtslose Offensive «Gewittersturm» zur Zerschlagung der serbischen Macht in der kroatischen Krajina-Region. Die Anklage macht ihn deshalb verantwortlich für die Tötung von mindestens 150 serbischen Zivilisten, für Vertreibung, Brandstiftung, Zerstörung und Angriffe auf zivile Ziele. In der Heimat aber wurde Gotovina, der ehemalige Fremdenlegionär mit Kampferfahrungen aus Afrika und Lateinamerika, zum Generalinspekteur der Streitkräfte befördert. Nach dem Tod des autoritären und extrem-nationalistischen Präsidenten Franjo Tudjman, dessen höchstes Vertrauen er genoss, wurde Gotovina im Jahr 2000 vom neuen Präsidenten Stjepan Mesic abgesetzt und pensioniert.

Der am 12. Oktober 1955 auf der Adriainsel Pasman geborene Gotovina wurde 2001 vom UN-Tribunal angeklagt und verschwand darauf spurlos von der Bildfläche. Die Chefanklägerin des UN-Tribunals, Carla Del Ponte, beschuldigte in der Zwischenzeit die Regierung in Zagreb, nichts zur Festnahme des Flüchtigen unternommen zu haben. Im vergangenen Sommer warf sie sogar der katholischen Kirche vor, dem untergetauchten Gotovina zu helfen.

Wahrscheinlicher ist, dass ihm seine alten Kameraden aus dem kriminellen Umkreis der Fremdenlegion bei der Flucht geholfen haben. Gotovina war, nach kroatischen Medienberichten, schon drei Mal in Frankreich wegen Raubüberfalls und Erpressung verurteilt worden. Das letzte Mal 1995, als er schon kroatischer General war. (tso/dpa)

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