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Antikapitalisten: Neue Linkspartei in Frankreich

Wiedergeburt der extremen Linken in Frankreich: Die verstaubte "Revolutionäre Kommunistische Liga" wurde aufgelöst, eine neue Partei gegründet. Mit Che Guevara als Symbolfigur will man enttäuschte Wähler anziehen.

Was zwei französische Innenminister nicht schafften, gelang jetzt einem jungen Briefträger aus dem Pariser Vorort Neuilly. Er löste die die Ligue Communiste Révolutionaire (LCR) auf, eine der beiden am äußersten linken Rand des Parteienspektrums agierenden trotzkistischen Splittergruppen. Zwei Jahre hatte Olivier Besancenot, der bisherige LCR-Sprecher, darauf hingearbeitet, den verstaubten Sektiererklub durch eine ideologisch entschlackte, moderne Partei als Sammelbecken einer unzufriedenen und enttäuschten Linken zu ersetzen.

Vier Monate vor der Europawahl wurde am Wochenende in La Plaine-Saint-Denis im Norden von Paris die Neue Antikapitalistische Partei (Nouveau Parti Anticapitaliste – NPA) aus der Taufe gehoben. Statt des russischen Revolutionärs und Stalin-Gegners Trotzki erhoben die Delegierten, die zuvor LCR zu Grabe getragen hatten, die Ikone der Studentenrevolte von 1968 Che Guevara aufs Panier. Die NPA sei ein „Produkt des sozialen Widerstands“, erklärte Besancenot beim Gründungskongress. Gegen die „brutale liberale Politik“ von Staatspräsident Nicolas Sarkozy forderte er zu Streiks und Demonstrationen für einen „neuen Mai 68“ auf. Nach dem Scheitern des Kapitalismus und dem Versagen der Kommunistischen Partei Frankreichs (KPF) müsse ein Programm für eine alternative Politik erarbeitet werden.

Zu dem Gründungskongress hatten die Sozialistische Partei, die Grünen, die KPF und die kürzlich von sozialistischen Dissidenten gegründete Partei La Gauche (Die Linke) Vertreter entsandt. Das Erscheinen der NPA auf der politischen Bühne könnte das bestehende Parteiengefüge in Bewegung bringen. Nach Analysen von Wahlforschern erhält sie Zulauf von enttäuschten Sozialisten, unzufriedenen Grünen, dissidenten Kommunisten und radikalen Gewerkschaftsgruppen. Nach eigenen Angaben zählt sie bereits über 9000 Mitglieder – dreimal so viel wie die aufgelöste LCR. Ihr wichtigstes Kapital aber ist die Popularität von Besancenot. Der 34-jährige Postbote, ein studierter Historiker, ist volksnah, redegewandt und kommt vor allem bei Jugendlichen an. Laut Umfragen findet er heute bei bis zu 13 Prozent der Franzosen Zustimmung.

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