zum Hauptinhalt
Verurteilt den antijüdischen Übergriff scharf: Frankreichs Staatschef Hollande.

© Reuters

Antisemitischer Angriff in Frankreich: "Das Schlimmste existiert"

Die Ermittler sind sich sicher: Antisemitismus war das Motiv für den brutalen Überfall auf ein Paar in einem Pariser Vorort. Nun rufen führende Politiker dazu auf, täglich gegen Judenfeindschaft zu kämpfen.

Nach dem brutalen Überfall auf ein junges Paar bei Paris ist die Debatte um den Antisemitismus in Frankreich wieder voll entbrannt.
Präsident François Hollande verurteilte am Donnerstag die "unerträgliche Gewalt" gegen die zwei jungen Menschen, die wegen ihrer jüdischen Religion gezielt überfallen und ausgeraubt worden waren. Der Staatschef und sein Premierminister Manuel Valls riefen
zum Kampf gegen Antisemitismus auf.

Hollande hob im Elysée-Palast hervor, im Kampf "gegen den Rassismus, gegen den Antisemitismus" dürfe nicht so getan werden, "als hätten wir nichts gesehen". Der Überfall zeige, dass "das Schlimmste existiert". Dadurch werde das Beste an Frankreich "verletzt, beschädigt". Regierungschef Valls verurteilte die "Gräueltat" in einer Twitter-Botschaft. Der Überfall sei der "widerwärtige Beweis", "dass der Kampf gegen den Antisemitismus jeden Tag geführt werden" müsse.

Raub und Vergewaltigung

Ein 21-jähriger Mann und seine 19 Jahre alte Freundin waren am Montag in einer Wohnung in Créteil am südöstlichen Stadtrand von Paris überfallen und ausgeraubt worden. Die junge Frau wurde zudem vergewaltigt. Justizkreisen zufolge drangen drei Männer mit Schusswaffen sowie "vermummt und mit Handschuhen" in die Wohnung ein, fesselten ihre Opfer und forderten die Herausgabe von Kreditkarten, Handys, Computern und Schmuck.

Der Tatort - ein Pariser Vorort.
Der Tatort - ein Pariser Vorort.

© AFP

Laut Ermittlern wurde das Paar gezielt als Opfer ausgewählt, weil die Angreifer davon ausgingen, "dass Jude zu sein bedeutet, Geld zu haben". Zwei der drei mutmaßlichen Täter und ein Komplize, die festgenommen werden konnten, sind der Polizei zudem wegen einer anderen religiös motivierten Gewalttat bekannt. Dabei wird ihnen vorgeworfen, am 10. November einen etwa 70-jährigen Juden ebenfalls in Créteil verprügelt zu haben. Der dritte Angreifer vom Montag befand sich am Donnerstag noch auf der Flucht.

Gegen die zwei bisher festgenommenen mutmaßlichen Täter vom Montag wurde ein Ermittlungsverfahren nicht nur wegen bewaffneten Überfalls und gemeinschaftlicher Vergewaltigung, sondern auch wegen Freiheitsberaubung und Erpressung unter Einsatz von Gewalt "wegen der Zugehörigkeit zu einer Religion" eingeleitet, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.

Oberrabbiner beklagt Zerstörung eines Traums

Der Großrabbiner von Frankreich, Haïm Korsia, verurteilte die Tat und beklagte das Fortbestehen "niederträchtiger Vorurteile". In einer Erklärung hob er hervor: "Rassismus und Antisemitismus sind Synonyme der geplanten Zerstörung des französischen
Traums." In Frankreich lebt die größte jüdische Gemeinde Europas.

Der Vize-Präsident der Sozialisten im Großraum Paris, Julien Dray, beklagte einen "Mangel an Wachsamkeit der Gesellschaft" gegenüber dem Antisemitismus in Frankreich, der "klar" zunehme. Der Vertraute von Präsident Hollande hob in den Sendern RMC und BFMTV hervor, dass "Tabus" gebrochen würden und sich Dinge ereigneten, die er sich vor zehn oder 15 Jahren nicht hätte vorstellen können. Als Beispiele nannte er regelmäßige Beleidigungen oder Angriffe gegen Männer mit Kippa, der jüdischen Kopfbedeckung, oder aufgeklebte David-Sterne auf Briefkästen. AFP

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false