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Umgestürzte Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Saare-Union. Mehrere hundert Gräber wurden geschändet.

© dpa

Antisemitismus in Frankreich: Fünf Jugendliche nach Schändung jüdischer Gräber festgenommen

Die Schändung eines Friedhofs hat die jüdische Gemeinde in Frankreich erneut in Schrecken versetzt. Die Polizei nimmt fünf Jugendliche als verdächtig fest. Einer von ihnen stellt sich.

Nach der Schändung jüdischer Gräber auf einem Friedhof im ostfranzösischen Sarre-Union haben Ermittler fünf Jugendliche festgenommen. Die mutmaßlichen Täter seien zwischen 15 und 17 Jahre alt, sagte Staatsanwalt Philippe Vannier am Montag in Saverne westlich von Straßburg. Einer der Jugendlichen habe sich am Morgen gestellt. Er soll auch die anderen Verdächtigen belastet haben.

Alle fünf Jugendlichen stammen laut Staatsanwalt aus der elsässischen Region, auch ihre Familien sind aus der Gegend. Zum Hintergrund konnte Vannier noch keine Angaben machen, die Verdächtigen sollen antisemitische Motive ausgeschlossen haben.

Insgesamt wurden 250 Gräber geschändet. Überwiegend seien Grabsteine umgeworfen oder beschädigt worden, berichtete der Staatsanwalt. Auch ein Denkmal für die Opfer des Holocausts am Eingang des Friedhofs sei beschädigt worden.

Der Friedhof war bereits zum dritten Mal Ziel von Vandalen. 1988 wurden dort 60 Stelen umgeworfen, im Jahr 2001 mehr als 50 Gräber verwüstet.

Frankreichs Staatspräsident François Hollande und Regierungschef Manuel Valls riefen nach der Tat zur Solidarität mit der jüdischen Bevölkerung auf. Die Juden hätten ihren Platz in Europa und im Besonderen in Frankreich, sagte Hollande am Montag.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte Juden in Europa zuvor erneut aufgerufen, nach Israel auszuwandern. Valls sagte dazu: „Der Platz französischer Juden ist in Frankreich.“ Das Land wolle deren Fortzug nicht. Die Äußerungen Netanjahus seien bedauerlich und nicht mit der Wahlkampagne in Israel zu rechtfertigen, kritisierte Valls.

Roger Cukierman, Chef der jüdischen Dachorganisation (Crif) in Frankreich, sagte, er könne die antisemitischen Akte in ihren verschiedenen Formen nicht mehr ertragen. Dabei verwies Cukierman auf die Anschläge von Paris und Kopenhagen sowie die Grabschändung im Elsass.

Bei der islamistischen Angriffsserie in Paris waren am 9. Januar vier Juden bei dem Anschlag auf ein Geschäft mit koscheren Lebensmitteln getötet worden. Im vergangenen Jahr hatten die antisemitischen Aktionen und Drohungen in Frankreich massiv zugenommen. (dpa)

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