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Politik: Arabiens Jugend träumt vom Auswandern

Amman. Die arabische Welt hat sich weniger schnell entwickelt als Lateirika, die Karibik oder Ostasien.

Amman. Die arabische Welt hat sich weniger schnell entwickelt als Lateirika, die Karibik oder Ostasien. Dies ist das Ergebnis des ersten Berichts zur menschlichen Entwicklung dieser Region, der von der UN-Organisation für Entwicklung (UNDP) an diesem Dienstag in Kairo vorgestellt wird. Die Defizite seien nicht auf extreme Armut zurückzuführen, sondern Folge undemokratischer Regierungsführung, der Ausgrenzung von Frauen und fehlender Bildung. Dies habe dazu geführt, dass die „menschlichen Fähigkeiten“ stark unterentwickelt seien, heißt es in dem Bericht. Die sehr unterschiedlichen 22 Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga haben zwar Erfolge bei der Senkung der Kindersterblichkeit um zwei Drittel und die Steigerung der Lebenserwartung um 15 Jahre innerhalb der vergangenen 30 Jahre erringen können. Auch ist äußerste Armut, definiert als Einkommen unter einem Dollar pro Tag und Kopf, weniger verbreitet als in anderen Regionen. Dennoch haben die arabischen Staaten in den vergangenen 20 Jahren die niedrigste Steigerung des Pro-Kopf-Einkommens zu verzeichnen – mit Ausnahme der Subsahara-Region. Die Produktivität der Industrie ist jährlich um 0,2 Prozent gesunken.

Dafür machen die ausschließlich arabischen Autoren des Berichts die mangelnde Einbindung der 280 Millionen Bürger in die politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsprozesse in ihren Ländern verantwortlich. Nur grundlegende rechtliche Reformen, eine wirkliche Demokratisierung und neue Ansätze im Bildungswesen können ihrer Ansicht nach das Potenzial der überdurchschnittlich jungen Bevölkerungen in der arabischen Welt freisetzen. Ansonsten droht massive Abwanderung: 51 Prozent der von den Autoren befragten Jugendlichen träumen von der Auswanderung in Industrienationen außerhalb der Region. Damit die arabische Welt den Anschluss an die Informationsgesellschaft nicht verpasst, fordern die Autoren zwar höhere Investitionen in Wissenschaft und Informationstechniken. Grundlage ist ihrer Meinung nach aber auch eine stärkere Förderung von Kreativität und Innovation. Diese werde in der arabischen Welt oft gebremst durch starre Hierarchien und große Autoritätsgläubigkeit. Die Staaten sollten außerdem ihre wissenschaftlichen Kräfte bündeln, um Spitzenplätze in der Forschung zu erringen.Andrea Nüsse

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