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Papst Franziskus. (Archivbild)

© REUTERS

"Arabische Invasion": Papst Franziskus redet manchmal etwas unverblümt

Papst Franziskus hat wieder einmal recht ungeschützt gesprochen. Aber das Wort von der "arabischen Invasion" gibt keinen Anlass, an seiner Haltung zu Flüchtlingen zu zweifeln.

Wieder einmal hat Papst Franziskus recht ungeschützt gesprochen. Wieder einmal bieten sich seine Äußerungen dafür an, aus dem Zusammenhang gerissen und in diesem entstellten Zustand dann als „Verbalentgleisungen“ gebrandmarkt zu werden.

Im Gedankenaustauch mit einer Delegation der  “Poissons roses”, einer linkskatholischen Sozial- und Europa-Bewegung aus Frankreich, sagte Franziskus am Dienstag dieser Woche: „Heute können wir von einer arabischen Invasion sprechen. Das ist eine soziale Tatsache.“

Wahrscheinlich wird man diesen Satz demnächst auf Pegida-Demonstrationen hören: “Sogar der Papst sagt mittlerweile...“ Dabei hat er noch viel mehr gesagt, und aus den abfälligen „Twitter“- und sonstigen Reaktionen des „Front National“ zu schließen, haben die Rechten in Frankreich bereits gemerkt, dass sie mit Franziskus‘ Bemerkung keinen Blumentopf gewinnen können.

Denn nach dem Satz mit der Invasion – bei diesem Wort  markierte er mit den Fingern sogar Anführungszeichen in die Luft – fuhr Franziskus fort: "Wie viele Invasionen hat Europa im Lauf seiner Geschichte schon erlebt! Aber immer wieder war es in der Lage sich selber zu übertreffen und voranzuschreiten – um anschließend festzustellen, wie sehr es doch gewachsen, gestärkt, bereichert worden war durch den Austausch der Kulturen.“  Wenn Europa hingegen „seine Geschichte vergisst“, sagt der Papst „wird es schwach. Dann wird es ein Ort der Leere.“

Papst Franziskus hat zu Flüchtlingen eine klare Meinung

Was Franziskus wirklich will, lässt sich nicht nur aus dem Zusammenhang dieses konkreten Gesprächs erheben; er sagt es sonst auch immer in unverblümter Deutlichkeit: Abgrenzung widerspreche der Menschlichkeit und dem Christentum. „Wer nur daran denkt, Mauern zu bauen und keine Brücken, der ist kein Christ“, sagte Franziskus vor zwei Wochen auf dem Rückflug von Mexiko an die Adresse des amerikanischen Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump, fügte aber – ausdrücklich nach dem Motto: Im Zweifel für den Angeklagten – hinzu: „Man muss prüfen, ob er das wirklich so gesagt hat.“

Auch gegenüber dem Islam kennt Franziskus nur eine sinnvolle Haltung: Dialog. Derzeit ist er unter anderem offenbar dabei, die unter Benedikt XVI. abgerissenen Kontakte zur höchsten Lehrautorität des sunnitischen Islam, zur Al-Azhar-Universität in Kairo, neu zu knüpfen.

Und gar was die Aufnahme der Flüchtlinge betrifft, da gibt’s für Franziskus nicht einen Hauch von Zweifel. Gleich in den ersten Wochen seines Pontifikats hat er die eigene Kirche und die religiösen Orden aufgerufen, ihre aus Nachwuchsmangel oft leer stehenden Groß-Gebäude zu öffnen. Und erst diesen Mittwoch, bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz, hat der Papst das Prophetenwort zitiert: „Sucht die Gerechtigkeit, helft dem Unterdrückten...“,  um sofort anzufügen: „Denkt an die vielen Flüchtlinge, die in Europa landen und nicht wissen wohin.“

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