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Arabische Welt: Proteste, Schüsse, Fluchtversuche

Die Situation in den Umbruchstaaten Nordafrikas und des Nahen Ostens bleibt angespannt.

Libyen: Eine Libyerin, die im März nach eigenen Angaben von Soldaten des Oberst Gaddafi vergewaltigt worden war, ist über die Grenze nach Tunesien geflohen. Sie habe die libysche Hauptstadt Tripolis im Wagen eines übergelaufenen Armeeoffiziers verlassen, sagte Iman al-Obaidi am Montag dem US-Sender CNN nach Erreichen tunesischen Territoriums. In Libyen habe sie sich nicht mehr sicher gefühlt, meinte die junge Frau. Al-Obaidi wurde international bekannt, als sie Ende März in ein Ausländer-Hotel in Tripolis stürmte und den dort anwesenden Journalisten von ihrer Vergewaltigung berichtete. Soldaten des Machthabers Muammar al Gaddafi waren nach ihren Angaben an einer Straßensperre über sie hergefallen. Geheimdienst-Spitzel, die die Journalisten und das Hotel rund um die Uhr überwachen, mischten sich ein und verschleppten die Frau. Nach drei Tagen kam sie wieder frei. Ihre traurige Geschichte und ihr Mut, unter der Gaddafi-Diktatur offen darüber zu sprechen, machte die Frau zu einer Symbolfigur für die Regimegegner.

Tunesien: Angesichts anhaltender Parteienstreitigkeiten hat die tunesische Übergangsregierung den Termin für die Wahl einer verfassunggebenden Versammlung in Frage gestellt. Er wolle sich zwar weiterhin dafür einsetzen, dass die Abstimmung wie geplant am 24. Juli stattfinden könne, sagte der amtierende Ministerpräsident Béji Caïd Essebsi am Montag in einer Fernsehansprache. „Wenn das Reformkomitee aber sagt, dass es technische und logistische Hindernisse gibt, müssen wir darüber noch sprechen.“ Die Kommission zur Vorbereitung der Wahl sei unabhängig und werde von der Übergangsregierung lediglich unterstützt. Sobald die verfassungsgebende Versammlung gewählt sei, werde das amtierende Kabinett zurücktreten, sagte Essebsi. Über den Wahltermin sind die Parteien in Tunesien zerstritten. In der Vorstadt von Tunis kam indes bei Ausschreitungen von Jugendlichen gegen die Polizei erneut ein Mann ums Leben. Er sei eingeschritten, als junge Demonstranten am Sonntag Steine auf eine Polizeiwache warfen, berichtete ein Augenzeuge.

Jemen: Beim gewaltsamen Vorgehen jemenitischer Sicherheitskräfte gegen regierungskritische Demonstranten sind erneut fünf Menschen ums Leben gekommen. Allein in der Stadt Taes etwa 250 Kilometer südlich der Hauptstadt Sanaa wurden am Montag drei Demonstranten getötet und dutzende verletzt, wie Augenzeugen und ein Arzt berichteten. Drei Verletzte schwebten noch in Lebensgefahr, hieß es. Nach neuen Angaben der Sicherheitskräfte waren bereits am Sonntag zudem zwei Demonstranten getötet und sieben Polizisten verletzt worden. Taes wurde in den vergangenen drei Monaten zu einer Hochburg der Proteste gegen Präsident Ali Abdallah Saleh. Im Lauf des Montags beruhigte sich die Lage in der Stadt weitgehend, die Situation bleib jedoch angespannt. Aus der weiter nördlich gelegenen Stadt Ibb berichteten Zeugen, auch dort seien bei einer Kundgebung rund 15 Demonstranten durch Schüsse von Sicherheitskräften verletzt worden. Landesweit kamen bisher mehr als 150 Menschen bei Protesten ums Leben.

Syrien: Die syrischen Sicherheitkräfte sind am Montag weiter gewaltsam gegen die regierungskritische Protestbewegung vorgegangen. Menschenrechtsaktivisten berichteten von Schüssen in einem Vorort der Hauptstadt Damaskus und Hausdurchsuchungen in der Hafenstadt Banias. In Brüssel wollten die EU-Mitgliedsländer unterdessen einem Sanktionspaket gegen die syrische Führung zustimmen. Am Morgen seien in Muadamija bei Damaskus erneut Schüsse zu hören gewesen, sagte ein Menschenrechtsaktivist. Zudem seien die Telefonverbindungen unterbrochen worden. Auch die syrische Hafenstadt Banias blieb weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Die Stadt werde weiterhin nicht mit Wasser und Strom versorgt, zudem sei das Telefonnetz unterbrochen, sagte der Präsident der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman. Auch die Hausdurchsuchungen in Banias wurden Rahman zufolge in der Nacht zum Montag und am Morgen fortgesetzt. Mehr als 300 Menschen seien inzwischen festgenommen worden. dpa/AFP

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