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Arabischer Frühling: Revolution in Ägypten, Teil zwei

Die Zelte stehen wieder. Auf der Raseninsel in der Mitte des Tahrir-Platzes lagern die jungen Revolutionäre. In Kairo fordern Zehntausende echten Wandel.

Verkäufer von Wasser, Nüssen und Kakteenfrüchten kreisen unter der gleißenden Sonne. Mehrere zehntausend Menschen sind am Freitag im Kairoer Epizentrum des 18-tägigen Volksaufstandes gegen Hosni Mubarak zusammengekommen. Revolution zweiter Teil, nennen sie ihr Treffen. So dicht gedrängt war der „Platz der Befreiung“ seit dem 11. Februar nicht mehr, dem Tag, als der Langzeit-Pharao nach 30 Jahren an der Macht endlich das Feld räumte.

„Wir wollen unsere Revolution zurück“, skandieren die Menschen. „Wo sind die Rechte der Ermordeten?“, steht auf ihren Transparenten und „Wo ist unser Geld?“ Nervosität und Frustration im Lande wachsen, die Wirtschaft stottert und die Kriminalität steigt. Immer mehr Menschen zweifeln, ob der herrschende Militärrat es ernst meint mit dem Weg in die Demokratie und mit der Zerschlagung des alten Regimes. „Wir wollen ein Aufräumen, ernsthafte Strafverfahren und eine demokratische Regierung”, meint eine junge Ärztin, die bei der „Koalition der revolutionären Jugend“ mitmacht. „Von einem echten Wandel haben wir bisher noch nichts gemerkt.“

Stattdessen mehren sich die geheimen Militärprozesse gegen Zivilisten. Zwischen 7000 und 10 000 Menschen wurden in den letzten vier Monaten in Schnellverfahren zu teilweise drastischen Haftstrafen verurteilt. Dagegen schleppen sich Gerichtsverfahren gegen Polizisten und ihre Vorgesetzten dahin, die 850 Tote und tausende Verletzte während der Revolution auf dem Gewissen haben. Der Prozess gegen den Ex-Innenminister Habib el-Adly wird seit April unter fadenscheinigen Vorwänden immer wieder vertagt. Und ob der Mordprozess gegen Hosni Mubarak am 3. August tatsächlich beginnt, steht in den Sternen. In Kairo wurden letzte Woche bei Zusammenstößen zwischen Angehörigen von Opfern und der Polizei über 1100 Menschen verletzt.

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