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Politik: „Arafat ist ein Mörder, man muss ihn umbringen“ Ein israelischer Minister droht dem Palästinenserchef

Von Charles A. Landsmann, Tel Aviv Der Führer der Nationalreligiösen Partei Israels ruft zur Ermordung von Jassir Arafat und „seiner Bande“ sowie des inhaftierten Intifada-Kommandanten Marwan Barghuti auf.

Von Charles A. Landsmann,

Tel Aviv

Der Führer der Nationalreligiösen Partei Israels ruft zur Ermordung von Jassir Arafat und „seiner Bande“ sowie des inhaftierten Intifada-Kommandanten Marwan Barghuti auf. Arafat wiederum kann die geplante Entlassung des Sicherheitschefs im Westjordanland, Dschibril Radschub, nicht durchsetzen.

„Arafat ist ein wahnsinniger Mörder, man muss ihn umbringen“, sagte Effi Eitam, Minister ohne Geschäftsbereich in Ministerpräsident Ariel Scharons Kabinett bei einer Begegnung mit Bewohnern eines Tel Aviver Armenviertels. Eitam fügte hinzu, auch die übrige Führung, Arafats „Bande“, sei zu liquidieren: „Abu Ala und Abu Mahsen und alle diese Abu-Schurken.“ Außerdem klärte er seine rund 50 Zuhörer auf, wie man sich des inhaftierten Generalsekretärs von Arafats Fatah-Bewegung im Westjordanland und charismatischen Intifada-Kommandanten, Marwan Barghuti, entledigen könne. „Barghuti wird verhört. Was gibt es da zu verhören? Nehmt ihn in irgendeinen Orangenhain und jagt ihm eine Kugel in den Kopf.“

Eitam, der vor kurzem im Handstreich die Führung der Nationalreligiösen übernommen hat und in die Regierung eingezogen ist, fühlte sich unter seinesgleichen und bemerkte die Journalistin einer Jerusalemer Lokalzeitung nicht, die im Frauenabteil der Synagoge saß. Eitam hatte weltweite Berühmtheit für sein brutales Vorgehen als Kommandant im Westjordanland während der ersten Intifada Ende der 80er erlangt, als er die berüchtigten Knochenbrecherbefehle erließ. Dieser Ruf verhinderte seinen Aufstieg zum General, weshalb er vor zwei Jahren aus dem aktiven Dienst ausschied und sich als Sprecher extremistischer Siedler etablierte.

Der palästinensische Informationsminister Jassir Abed Rabbo hat Meldungen über die Entlassung von Sicherheitschefs dementiert. Man prüfe zwar Möglichkeiten zur Zusammenlegung von Sicherheitsorganen, habe aber noch keine Beschlüsse gefasst. Am Dienstag hatten Agenturen gemeldet, Arafat habe den Polizeichef im Gazastreifen, Ghasi Dschibali, und den Abwehrchef im Westjordanland, Dschibril Radschub, ihrer Posten enthoben. Am Mittwoch sagte der machtbewusste Radschub, „der ungekrönte König der Westbank“, dem israelischen Fernsehen: „Ich bin kein kleiner Beamter, den man entlassen kann – also mache ich meinen Job weiter“. Einen anderen Posten lehnte er ab.

„Arafat verliert weiter an Macht“, hieß es in höchsten politischen Kreisen der Palästinenser nach dem missglückten Machtkampf mit Radschub. Schon einmal, vor fünf Jahren, hatte Arafat Radschub entlassen, doch dieser ignorierte die Entlassung, umstellte den Sitz seines von Arafat ernannten Nachfolgers so lange, bis dieser und Arafat klein beigaben und der Palästinenserführer ihn wieder mit Bruderkuss empfing.

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