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Arche de Zoé: "Von A bis Z gelogen"

Eine potenzielle Gastfamilie für die angeblichen Waisenkinder aus Darfur hat gegen die französische Hilfsorganisation Arche de Zoé wegen Betruges geklagt. Derweil spricht sich Tschads Präsident Déby für die Freilassung der mitinhaftierten Reportern aus.

Nach den französischen und tschadischen Behörden hat die Hilfsorganisation Arche de Zoé auch ehemalige Unterstützer gegen sich aufgebracht: Ein französisches Paar, das mit Vermittlung der Organisation ein afrikanisches Kind bei sich aufnehmen wollte, zeigte die Arche de Zoé wegen Betruges an, wie es der Tageszeitung "L'Indépendant" sagte. Die Organisation habe sie "von A bis Z angelogen", sagten die beiden dem Blatt. Der tschadische Staatschef Idriss Déby sprach sich dafür aus, drei französische Reporter, die zusammen mit sechs Mitarbeitern der Arche de Zoé in tschadischer Haft saßen, rasch freizulassen.

Das Paar sagte der Zeitung, es habe 2400 Euro an die französische Organisation gezahlt, um als Gastfamilie ein afrikanisches Kind aufnehmen zu dürfen. In letzter Minute habe Arche de Zoé ihnen dann mitgeteilt, dass sie nicht in die engere Auswahl gekommen seien. Sie hätten ein Kind aus Afrika bei sich aufnehmen und "retten" wollen; das Kind zu adoptieren, hätten sie nicht geplant, zumal sie eigene Kinder hätten, betonten die beiden.

Adoption im Tschad und Sudan eigentlich verboten

Das Büro des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy erklärte, Frankreich habe "unverzüglich" die tschadischen Behörden alarmiert, als es von den Vorhaben der Arche de Zoé erfahren habe. Das französische Außenamt sei "überrascht" gewesen, dass die Organisation "von Adoption gesprochen" habe, sagte der Sprecher des Elysée, David Martinon. Schließlich seien Adoptionen im Tschad und im Sudan verboten.

Zweifel am tatsächlichen Ziel der Arche de Zoé kamen auch durch ein Schreiben ihres Gründers und Vorsitzenden Eric Breteau auf, das der Zeitung "Le Parisien" vorlag: In diesem "dienstlichen Auftrag" bat Breteau die zuständigen Behörden um Unterstützung und legte dar, dass seine Organisation im Osten des Tschad "eine Notunterkunft für isolierte Kinder" einrichten wolle. Außerdem sei dort ein medizinisches Versorgungszentrum geplant. In dem Schreiben, das Breteau laut "Parisien" als eine Art Passierschein eingesetzt habe, war keine Rede davon, dass Kinder außer Landes gebracht werden sollten.

Ex-Mitarbeiterin: Den Dorfchefs vertraut

Unterdessen räumt eine anonyme Ex-Mitarbeiterin von Arche de Zoé im Tschad ein, dass die Organisation nicht selbst überprüft habe, ob die Kinder noch Eltern haben. "Wir haben den Dorfchefs vertraut, manchmal haben sie uns 15 Kinder gebracht, wie sollten wir wissen, ob es alles Waisen sind?" sagte die Krankenschwester der Zeitung "Le Parisien". Arche de Zoé hätte Vermittler beauftragt, die Kinder ausfindig zu machen. Sie hätten zwar kein Honorar bekommen, aber ihnen seien die Spesen erstattet worden, fügte sie hinzu.

Breteau und fünf seiner Mitstreiter hatten am Donnerstag vergangener Woche 103 afrikanische Kinder aus dem östlichen Tschad ausfliegen wollen, um sie "vor dem sicheren Tod zu retten". Demnach handelte es sich um Waisenkinder aus dem Sudan, der östlich an den Tschad angrenzt. Die tschadische Polizei nahm die Franzosen jedoch am Flughafen fest; die Justiz des zentralafrikanischen Landes erhob Anklage wegen Entführung Minderjähriger und Betruges. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, das UN-Flüchtlingskommissariat und das UN-Kinderhilfswerk Unicef fanden nach eigenen Angaben heraus, dass die wenigsten Kinder tatsächlich Waisen sind.

Bei Verurteilung droht jahrelange Zwangsarbeit

Neben den sechs Mitarbeitern der Arche de Zoé und drei französischen Journalisten nahmen die tschadischen Behörden in Abéché auch die sieben spanischen Besatzungsmitglieder des Flugzeuges fest, das die Kinder nach Europa bringen sollte. Auch der aus Belgien stammende, 75 Jahre alte Pilot wurde inhaftiert und muss sich als "Mittäter" verantworten. Das tschadische Verfassungsgericht übertrug die juristische Zuständigkeit am Freitag von den Gerichten in Abéché auf die Gerichte in der Hauptstadt N'Djamena.

Tschads Staatschef Déby sagte, das Schicksal der Reporter solle nicht mit dem der anderen Franzosen vermengt werden. Ihm wäre es recht, wenn die Justiz die Angelegenheit rasch aufklären könne, damit die Journalisten und die Flugbegleiter freikämen, die Rechtsprechung liege jedoch nicht in seiner Macht. Den Europäern droht im Falle einer Verurteilung jahrelange Zwangsarbeit. (mit AFP/dpa)

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