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"Arctic Sea": Holz, Flugzeugteile oder gar Plutonium?

Widersprüchliche Aussagen über die „Arctic Sea“

Moskau - Russische Atom-U-Boote suchen die „Arctic Sea“, Psychologen betreuen Angehörige der verschwundenen Seeleute, dazwischen Spekulationen um „heiße Fracht“: Russland bangt um die Besatzung des seit Wochen verschwundenen Frachters. Und nicht nur Moskau rätselt weiter über den mysteriösen Fall: Von Piraten entführt? Beim Waffenschmuggeln gekapert? Nach einem Unfall gesunken? „Die Lage ist dramatisch“, fasst Russlands Nato-Botschafter Dmitri Rogosin die Situation zusammen. Der Diplomat bestätigte, dass Russland bei der Suche nach dem Schiff ein Hilfsangebot der Nato angenommen habe. Da aber weiter seriöse Informationen über den Verbleib des Frachters fehlen, schießen Spekulationen aus oft obskuren Quellen wild ins Kraut.

Erst vor kurzem habe die Staatsanwaltschaft in der Region Nischni Nowgorod den illegalen Verkauf von vier Kampfjet-Rümpfen aufgedeckt, berichtete etwa das russische Staatsfernsehen. Möglicherweise hänge das Verschwinden der „Arctic Sea“ mit dem Handel dieser MiG-31-Teile zusammen, hieß es ohne weitere Erklärung. Der unter maltesischer Flagge fahrende Frachter war offiziell mit einer Ladung Holz auf dem Weg von Finnland nach Algerien, als er von den nautischen Ortungsgeräten verschwand. Den letzten Kontakt soll es am 28. Juli im Ärmelkanal mit britischen Behörden gegeben haben.

Am Wochenende wollte ein russischer Amateurfunker erstmals wieder das Positionssignal des 17 Jahre alten Frachters aufgefangen haben – im Golf von Biskaya. Doch die französische Küstenwache bestätigte die Angaben nicht. Hartnäckig hielten sich Informationen, das Schiff könne sich vor dem kapverdischen Inselstaat an der westafrikanischen Küste befinden. Auch hier gab es aber ein Dementi.

Immer wieder wird auch das radioaktive Schwermetall Plutonium genannt. Die englische Zeitung „Mail on Sunday“ heizte die Fantasie mächtig an: Im finnischen Hafen, in dem die „Arctic Sea“ beladen wurde, soll es Tests auf radioaktive Strahlenbelastung gegeben haben. Tatsächlich gilt es in Moskau als ungewöhnlich, dass Russland mit Atom-U-Booten und der Schwarzmeerflotte sowie mit Hilfe der Nato nach dem Schiff sucht. Dies sei viel Aufwand für einen angeblichen Holztransporter mit 15 russischen Seeleuten an Bord, wundern sich Beobachter in Moskau. dpa

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