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Argentinien: Das bleibt in der Familie

In Argentinien hat der Wahlkampf begonnen. Die derzeitige First Lady, Cristina Fernandez de Kirchner, hat gute Karten schon in der ersten Runde gewählt zu werden.

Von Michael Schmidt

Berlin - Jetzt geht es los: Seit Mittwoch wird in Argentinien offiziell gekämpft – um die besten Chancen bei der Präsidentschaftswahl am 28. Oktober. Das bisher prägende Gesicht der Kampagne ist das der Noch-First-Lady, Cristina Fernandez de Kirchner, die die Nachfolgerin ihres amtierenden peronistischen Präsidentengatten Nestor Kirchner werden will. Cristina Kirchner gilt als resolut, zielstrebig und gut aussehend. Nur wenige zweifeln daran, dass sie gewählt wird, möglicherweise sogar gleich in der ersten Runde.

Ihr Wahlkampf ist amerikanisch, ihr Stil unkonventionell. Zur Wahl tritt sie gemeinsam mit einem ehemaligen Oppositionspolitiker an: Der Gouverneur der Provinz Mendoza, Julio Cobos (49), wurde am Dienstag als Bewerber für das Amt des Vizepräsidenten präsentiert. Er hatte bis vor kurzem der sozialdemokratischen Radikalen Bürgerunion (UCR) angehört. „Mit einer solchen Politik steht sie in der Tradition ihres Mannes“, sagt Detlef Nolte vom Hamburger Giga-Institut für Lateinamerika-Studien. Die argentinische Parteienlandschaft ist stark zersplittert, innerhalb der großen Parteien gibt es einander bekämpfende Flügel. Deshalb, sagt Nolte, gebe es seit jeher den Versuch von Kandidaten, über die Grenzen ihrer Partei hinaus Wähler zu gewinnen.

Monatelang hatte die Nation die Frage bewegt, die Nestor Kirchner in die Worte zu fassen pflegte: Wird es der Pinguin selbst sein oder das Pinguinweibchen? Seit Ende Juli ist klar, dass Frau Pinguin das familieninterne Rennen der Kirchners um die Kandidatur für das höchste Staatsamt für sich entschieden und Nestor zugunsten seiner Frau verzichtet hat.

Seither sprach Cristina Kirchner wiederholt von einem „Wechsel“. Das ist heikel. Denn verspricht sie, alles anders und besser zu machen, wie das in einem Wahlkampf üblich ist, wäre das ein Affront gegenüber ihrem Mann. Tatsächlich rechnet Lateinamerika-Experte Nolte denn auch mit weitgehender Kontinuität. Nestor Kirchner habe das Land „erstaunlich schnell“ aus der größten wirtschaftlichen Krise seiner Geschichte geführt. Durchschnittlich acht Prozent Wirtschaftswachstum, weniger Arbeitslosigkeit, weniger Armut – das sind Erfolge, die Cristina nicht wird gefährden wollen. Gleichwohl kratzen eine schöngerechnete Inflation, die Energieversorgungskrise der vergangenen Monate und Korruptionsfälle bereits an Nestor Kirchners gutem Ruf.

Eine Akzentverschiebung erwartet Nolte in der Außenpolitik. Anders als ihr Ehemann, der „eher provinziell“ gewirkt und vor allem auf seine Freundschaft zu Venezuelas linkspopulistischem Präsidenten Hugo Chavez gesetzt habe, sei Cristina „deutlich weltläufiger“. Das könne Argentiniens Verhältnis zu Europa und den USA nur gut tun.

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