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Politik: Armes Russland - der Staat fehlt, das Volk schweigt (Kommentar)

Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff? Ja, meint Zar Boris, der seinen verängstigen Untertanen nach dem jüngsten Attentat nassforsch mit der Behauptung kommt, die "Staatsmacht habe genug Kraft und Willen, um dem Terror Einhalt zu gebieten".

Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff? Ja, meint Zar Boris, der seinen verängstigen Untertanen nach dem jüngsten Attentat nassforsch mit der Behauptung kommt, die "Staatsmacht habe genug Kraft und Willen, um dem Terror Einhalt zu gebieten". Das klingt gut. Aber es stimmt nicht. Nach fünf Sprengstoffattentaten, bei denen in nur zwei Wochen insgesamt über 300 Menschen ums Leben kamen und Hunderte schwer verletzt wurden, sind Zweifel angebracht. Zumal auch Kornprinz Wladimir Putin den Moskauern nur empfiehlt, selbst "Hausverteidigungskomitees" zu bilden. Wozu, fragt sich der Rentner, wenn er als Hilfssheriff dienen soll, verschlingt der Posten "Verteidigung" ein Drittel des Haushalts, wenn die "Macht" nicht einmal innerhalb des Moskauer Autobahnrings das Recht auf Leben garantieren kann. Mit der Kraft ist es also nicht weit her, und auch der Wille ist nicht erkennbar. Jelzin als Staatschef und Putin als ehemaliger Geheimdienstchef wussten, was sich im Kaukasus zusammenbraute. Wenn sie jetzt dem Übel mit bloßer Gewalt beikommen wollen, bekämpfen sie nur dessen Symptome, nicht die Ursachen - gravierende ethnische, wirtschaftliche und soziale Probleme im halbkolonialen Süden. Die Frage ist nur, wie lange noch die Bürger mitspielen. Angeblich braucht das Volk immer erst einen Tritt, um sich auf seine Kraft zu besinnen. Den hat er jetzt bekommen - und die Folgen könnten durchaus fürchterlich werden.

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