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Politik: Arzt bald ohne Praktikum?

Krankenhausgesellschaft: Abschaffung kostet Millionen

Berlin . Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat Bedenken gegen die von der Bundesregierung geplante Abschaffung der Arzt–im-Praktikum-Phase. Ihr Sprecher Martin Walger sagte dem Tagesspiegel, er rechne pro Jahr mit drei bis vier Millionen Euro an zusätzlichen Kosten. Walger forderte „Maßnahmen zur Refinanzierung“ dieses Fehlbetrages. Andernfalls drohte er mit Widerstand gegen die rot-grünen Pläne.

Bevor Absolventen des Medizinstudiums Ärzte werden können, müssen sie derzeit ein zweijähriges Praktikum im Krankenhaus ableisten. Wenn die geplante Änderung umgesetzt wird, könnten die Mediziner sofort als Assistenzärzte arbeiten. Als Teil der Gesundheitsreform soll das Praktikum aus der Bundeärzteordnung gestrichen werden. Die Maßnahme soll den Arztberuf attraktiver machen, argumentiert die Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums, Elisabeth von der Linde. Zu Kosten und möglicher Gegenfinanzierung wollte sie sich nicht äußern.

„Es kann nicht schnell genug gehen“, verteidigt Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Klinikärzteverbandes Marburger Bund, die Pläne der Regierung. Er würde die Abschaffung der Praktika „lieber heute als morgen sehen“. Viele Studenten nutzten das Praktikum wegen schlechter Bezahlung nicht mehr. Ein Arzt im Praktikum erhält monatlich etwas über 1000 Euro, im zweiten Jahr 200 Euro mehr. „Es ist ganz klar, dass die Leute weglaufen“, sagt Montgomery. So suchten viele Beschäftigung in der Pharmazie oder der wissenschaftlichen Publizistik.

Die Zahl der Ärzte im Praktikum sinkt, besonders in Ostdeutschland. Ende 2002 etwa wurden in Sachsen-Anhalt 19 Prozent weniger Praktikanten registriert. Und die Bundesärztekammer rechnet schon jetzt mit 2000 nicht zu besetzenden Ärztestellen. Der Trend werde sich fortsetzen, da „der Alterungsprozess der Gesellschaft“ auch bei den Ärzten sichtbar sei, sagt Hans-Jörg Freese, Sprecher der Ärztekammer. Hinzu komme ein stetiger Anstieg der Patientenzahlen.

Anja Worm

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