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Die Botschaft vor Japans Botschaft.

© dapd

Asien: Erfreuliche Feindschaft

Die nationalistischen Proteste gegen Japan kommen Chinas Elite gelegen, sie lenken die Aufmerksamkeit vom inneren Machtkampf ab.

Die japanischen Restaurants in der Pekinger Lucky Street am Chaoyang Park waren am Wochenende einfach zu identifizieren. Sie verbargen ihre Namen unter schwarzen Plastiksäcken, in ihren Fenstern hingen riesige chinesische Fahnen und an ihren Türen klebten Plakate mit Aufschriften wie: „Die Diaoyu-Inseln gehören China seit ewigen Zeiten“. In Peking nahmen die Passanten diese Schutzmaßnahmen amüsiert auf, viele fotografierten sich davor, einer hob beide Fäuste zur Boxerpose. Andernorts halfen die Fahnen nicht mehr.

Bei den heftigen antijapanischen Protesten in mindestens 52 chinesischen Städten sind zahlreiche japanische Autos und Geschäfte zerstört worden. In Qingdao griffen die Demonstranten mehrere japanische Fabriken an. Die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ berichtete, dass die Gebäude einer Panasonic-Fabrik und eines Toyota-Händlers in der ostchinesischen Küstenstadt in Flammen aufgegangen sind. Die japanische Botschaft warnte ihre Landsleute in China, sich nicht alleine in der Öffentlichkeit zu bewegen und nicht laut Japanisch zu sprechen.

Der Konflikt zwischen China und Japan um fünf unbewohnte Inseln im Ostchinesischen Meer ist eskaliert, seit Japan am Dienstag drei Inseln von den japanischen Privatbesitzern gekauft und sie somit verstaatlicht hat. China unterstrich am Donnerstag bei den Vereinten Nationen seine Ansprüche auf die Inseln und schickte am Freitag sechs Patrouillenschiffe in das umstrittene Gewässer, das auch von Taiwan beansprucht wird. Die Inseln gelten wegen ihres Fischreichtums und vermuteter Gasvorkommen als strategisch wichtig.

Eigentlich glaubte die japanische Regierung mit dem Kauf deeskalierend wirken zu können. Er sollte verhindern, dass Tokios nationalistischer Gouverneur Shintaro Ishihara China provozieren kann, indem er die Inseln erwirbt. Doch womöglich hätte Japan diesen Kauf erst nach dem 18. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas abschließen sollen.

Die nationalistische Aufregung in China um die Felsinseln dürfte der Regierung sehr gelegen kommen. Am Samstag lenkten die Demonstrationen von der Frage ab, warum der am selben Tag wiederaufgetauchte Vizepräsident Xi Jinping für 14 Tage aus der Öffentlichkeit verschwunden war. Immer noch gibt es keinen öffentlich verkündeten Termin für den 18. Parteitag, der in der zweiten Jahreshälfte stattfinden sollte und auf dem eine neue Generation die Macht übernehmen soll. Das spricht für die Vermutung vieler Beobachter, dass innerhalb der Partei weiterhin intensiv gestritten und gerungen wird. Das öffentliche Interesse aber konzentriert sich in diesen Tagen auf den Inselstreit.

Die Inseln, die in China Diaoyu und in Japan Senkaku genannt werden, sind seit Chinas Niederlage im chinesisch-japanischen Krieg 1895 unter der Kontrolle Tokios. Nach dem zweiten Weltkrieg gaben die USA die Inseln gemeinsam mit Okinawa 1972 an Japan zurück. China erhebt jedoch historische Ansprüche auf die Inseln, die auf Karten aus der Ming-Zeit zurückgehen. Als Deng Xiaoping 1978 den chinesisch-japanischen Freundschaftsvertrag unterzeichnete, klammerte er die Inselfrage aus.

Jedes Jahr erinnert China am 18. September an den Mugden-Zwischenfall von 1931, der die Besetzung der Mandschurei durch Japan nach sich zog. Am Dienstag jährt sich dieser Tag erneut. Chinesische Internetnutzer rufen bereits zu noch größeren antijapanischen Demonstrationen auf.

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