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Politik: Asien: Fünf Millionen in Not

Noch immer sind Gebiete abgeschnitten 1000 Deutsche werden vermisst Spendenbereitschaft ist hoch – Hilfe läuft an Berlin Nach der Flutkatastrophe in Südasien werden nach Angaben von Kanzler Gerhard Schröder noch 1000 deutsche Touristen vermisst. Bisher seien 26 deutsche Opfer identifiziert worden, sagte er am Mittwoch in Berlin.

Noch immer sind Gebiete abgeschnitten 1000 Deutsche werden vermisst Spendenbereitschaft ist hoch – Hilfe läuft an

Berlin Nach der Flutkatastrophe in Südasien werden nach Angaben von Kanzler Gerhard Schröder noch 1000 deutsche Touristen vermisst. Bisher seien 26 deutsche Opfer identifiziert worden, sagte er am Mittwoch in Berlin. Man müsse aber von einer „deutlich dreistelligen Zahl“ von Opfern ausgehen. Auch andere Länder stellen sich auf hohe Opferzahlen ein. In Schweden etwa rechnet man mit 1500 Vermissten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass in den Krisengebieten bis zu fünf Millionen Menschen jetzt das Notwendigste zum Leben fehlt. „Entweder haben sie kein Wasser, oder ihre sanitären Einrichtungen sind unzureichend oder sie haben nichts zu essen“, sagte der Chef des WHO-Krisenzentrums, David Nabarro, in Genf.

Die Gesamtzahl der Todesopfer wird inzwischen auf weit mehr als 100000 geschätzt. Wenn die Lage auf den abgelegenen indischen Andamanen- und Nikobaren-Inseln überprüft worden sei, könnte diese Marke überschritten werden, sagte der Koordinator Peter Rees von der Internationalen Föderation der Rot-Kreuz- und Roter-Halbmond-Gesellschaften. Auf den Inseln werden noch immer Tausende vermisst. Die Gesamtopferzahl in Indien könnte auf 17 000 steigen, in Sri Lanka rechnen Helfer mit bis zu 50 000 Toten. Indonesien bestätigte am Mittwoch über 45 000 Tote. Der Leiter des UN-Hilfsprogramms in Indonesien, Michael Elmquist, ging sogar von 50 000 bis 80 000 Toten in der betroffenen Provinz Aceh aus. Dort waren viele Gebiete noch immer von der Außenwelt abgeschnitten.

Eine genaue Opferbilanz wird es nach dem Seebeben wohl nicht geben, da wegen der Seuchengefahr viele Leichen bestattet werden, die amtlich noch nicht registriert wurden. Die meisten deutschen Opfer gab es in Thailand. Nach Angaben der Botschaft in Bangkok ist das Schicksal von mindestens 600 Deutschen unklar. Von den 415 zumeist aus Deutschland stammenden Gästen des Luxushotels „Magic Lagoon“ bei Khao Lak wurden bis Mittwoch nur 185 lebend gefunden. Das teilte der Hotelkonzern Accor in Paris mit. 230 Urlauber sind tot oder werden vermisst. In Thailand sind fast drei Viertel der bislang über 1700 Fluttoten offiziellen Angaben zufolge Ausländer, noch Tausende gelten als vermisst. Thailands Premier Shinawatra gab Probleme bei der Bewältigung der Katastrophe zu. „Wir haben zu wenig Geräte im Einsatz“, sagte er. Die Regierung der Malediven verschob die für den 31. Dezember geplante Parlamentswahl auf den 22. Januar 2005.

Das menschliche Leid sei unermesslich, sagte Schröder. Das Ausmaß der Katastrophe übersteige „unser aller Vorstellungskraft“. Er forderte wie Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, CDU-Chefin Angela Merkel und CSU-Chef Edmund Stoiber die Bundesbürger zu Spenden auf. „Auch kleine Summen sind wichtig und wertvoll“, sagte er. Die Spendenbereitschaft ist hoch. Allein in den ersten Tagen nach der Katastrophe gingen Schätzungen zufolge mehr als sieben Millionen Euro bei den Hilfswerken ein. Weltweit sind nach UN-Angaben bislang 100 Millionen Dollar an Hilfsgeldern zusammengekommen.

In den meisten Krisengebieten lief die Verteilung von Medikamenten und Lebensmitteln an. Helfer berichteten von teilweise chaotischen Zuständen, die angesichts des Ausmaßes der Katastrophe nicht zu vermeiden seien. Die USA wollen zusammen mit Australien, Japan und Indien die Leitung der Hilfsmaßnahmen in der Region übernehmen, kündigte Präsident George Bush an. Die Bundesregierung erhöhte ihren Beitrag auf 20 Millionen Euro. „Aus dieser Summe werden auch Maßnahmen nicht staatlicher Organisationen wie des Deutschen Roten Kreuzes in den Katastrophengebieten finanziert“, sagte Schröder. Die Bundeswehr werde Lazarette und Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung stellen. „Damit verstärken wir die Hilfe, die das THW bereits leistet.“ Der Kanzler will in der nächsten Gläubigersitzung des Pariser Klubs im Januar vorschlagen, Indonesien und Somalia durch ein Schuldenmoratorium zu helfen. Tsp

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