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Nur zu friedlichen Zwecken: Iranische Atomwissenschaftler im Forschungszentrum Isfahan.

© dpa

Atomgespräche mit Iran: Sie wollen weiter verhandeln - trotz Ablauf der Frist

Eigentlich sollten die Verhandlungen über Teherans Nuklearprogramm am Dienstag enden - mit oder ohne Abkommen. Doch die Beteiligten sind einig: Es wartet noch viel nervenaufreibende Arbeit.

Die jahrelangen Verhandlungen über das Atomprogramm des Iran nähern sich womöglich dem Ende. Führende Repräsentanten der fünf UN-Vetomächte und Deutschlands debattieren seit dem Wochenende in Wien mit Vertretern Teherans. Die ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrats und Deutschland wollen ein umfangreiches Abkommen vereinbaren, dass die Islamische Republik bis zu 25 Jahre am Bau nuklearer Massenvernichtungswaffen hindert. Die Iraner verlangen im Gegenzug das Ende der Wirtschaftssanktionen. Eine Einigung könnte eine der gefährlichsten Konfrontationen in der Weltgemeinschaft entschärfen – zumindest für einige Jahre.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach von einem "ganz ermutigenden" Auftakt der Gespräche. Doch gleichzeitig betonte er, dass noch sehr viel nervenaufreibende Arbeit warte. Die selbst gesetzte Frist für einen Abschluss der Verhandlungen am heutigen Dienstag sei daher nicht mehr einzuhalten. Andere Delegationen bestätigten diese Einschätzung.

Doch wie lange das vermeintliche Finale im Atompoker dauern wird, ist noch völlig offen. Diplomaten schlossen auch ein Scheitern nicht aus. Anfang April hatten sich die USA, Russland, China, Frankreich, Großbritannien und Deutschland mit dem Iran im Schweizer Lausanne auf Eckpunkte für eine abschließende Vereinbarung verständigt. Darauf soll nun in Wien aufgebaut werden.

Teheran verweigert Kontrollen militärischer Anlagen

Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif verabschiedete sich zwischenzeitlich von den Gesprächen in Österreichs Hauptstadt. Er reiste nach Teheran, um mit den Spitzen des Mullah-Regimes zu beraten. Sarifs wichtigster Gesprächspartner, US-Außenminister John Kerry, kümmerte sich am Montag mit dem Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO, Yukiya Amano, um die technischen Details eines Abkommens.

Dabei dürfte auch die mögliche militärische Dimension des Atomprogramms zur Sprache gekommen sein. Die IAEO schreibt seit Jahren in ihren Kontrollberichten, dass sie eine ausschließlich friedliche Nutzung des iranischen Nuklearprojekts nicht bestätigen kann. Zudem beklagen sich die Kontrolleure über mangelnde Kooperation der Iraner.

Um genau diese Inspektionen wird gestritten. Teheran pocht auf überschaubare Kontrollen seiner Nuklearanlagen. Die oberste Führung des islamischen Landes will zum Beispiel den Inspektoren der IAEO den Zugang zu bestimmten militärisch relevanten Einrichtungen verwehren. Die USA und ihre Partner hingegen bestehen auf rigorosen Überwachungsmaßnahmen. Kontrolleure sollen einen Griff der Iraner nach Atomwaffen so schnell wie möglich melden. Weitere Streitpunkte, die einem Abkommen im Wege stehen, sind Irans Atomforschung und die Frage, wann die Sanktionen enden sollen.

Jan Dirk Herbermann

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