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Atomkonflikt: Hersh sieht keine Beweise für iranisches Atomwaffenprogramm

Die CIA hat nach einem Bericht des US-Enthüllungsjournalisten Seymour Hersh bislang keine Beweise für die Behauptung Washingtons gefunden, dass der Iran an der Entwicklung von Atomwaffen arbeite.

Washington - Dies gehe aus einem geheimen CIA-Dokument hervor, berichtet der Starjournalist in einem vorab veröffentlichten Artikel für das Magazin "The New Yorker". Die US-Regierung spiele die CIA-Erkenntnisse herunter, um an ihrer harten Politik gegen Teheran festhalten zu können und sich die Möglichkeit eines militärischen Vorgehens offen zu halten. Die Sprecherin des Weißen Hauses Dana Perino warf Hersh fehlerhafte Arbeit vor.

"Die CIA hat bislang keine abschließenden Beweise für ein geheimes iranisches Atomwaffenprogramm gefunden, das parallel zu den zivilen Operationen läuft, die der Iran der Internationalen Atomenergiebehörde gemeldet hat", heißt es in dem Artikel, der am 27. November im "New Yorker" erscheinen soll.

Dem Journalisten zufolge konzentrierte sich die US-Regierung vor den Kongresswahlen am 7. November auf die Frage, wie sie bei einem Sieg der Demokraten ihre harte Iran-Politik verteidigen könnte. Vize-Präsident Dick Cheney habe vor den Wahlen gesagt, ein Sieg der Demokraten werde die Regierung nicht daran hindern, sich weiterhin die Option eines Militärangriffs gegen den Iran offen zu halten, berichtete Hersh unter Berufung auf einen in die Diskussion Eingeweihten. Das Weiße Haus werde den Kongress daran hindern, das Vorgehen der Regierung einzuschränken, habe Cheney gesagt.

Hersh: "Aufs Ganze gehen"

Hersh zitierte einen für das Pentagon arbeitenden Experten mit den Worten: Bei der Strategie der US-Regierung handele es sich um den "klassischen Fall" eines absehbaren Fehlschlags. "Sie glauben, indem sie auf den Iran einschlagen, machen die sie die Verluste im Irak vergessen". Das ist "aufs Ganze gehen".

Laut Hersh wollte die CIA zu seinem Artikel nicht Stellung beziehen. Ein ranghoher Vertreter des Geheimdienstes habe jedoch die Existenz der CIA-Analyse bestätigt und gesagt, das Weiße Haus lehne das Geheimdienstpapier ab. "Sie suchen nicht nach einem handfesten Beweis", wurde der Beamte zitiert. Die US-Regierung suche vielmehr nach einer Bestätigung ihrer Politik.

Perino: "Radikale Ansichten"

Bushs Sprecherin Perino kritisierte den Artikel Hersh als "durchsetzt von Ungenauigkeiten". Hersh sei "einmal mehr" seinem Eifer erlegen, mit einem Artikel seine "eigenen radikalen Ansichten zu befriedigen".

Die USA und andere Staaten werfen dem Iran vor, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Kernkraft Atomwaffen zu entwickeln. Daher fordern sie Teheran auf, die Anreicherung von Uran einzustellen. Der Iran besteht auf seinem Recht zur Urananreicherung und gibt an, diese lediglich für seine zivil genutzten Kernkraftwerke anzuwenden. Die fünf Vetomächte des UN-Sicherheitsrats und Deutschland diskutieren derzeit über einen Resolutionsentwurf, mit dem der Iran zur Aufgabe der Urananreicherung bewegt werden soll. (tso/AFP)

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