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Das Atomkraftwerk Tihange in Belgien ist in die Jahre gekommen und macht seit Monaten vor allem durch Pannen auf sich aufmerksam. Nun hat ein Transformator gebrannt.

© AFP

Atomkraft in Belgien: Reaktor in Tihange nach Brand abgeschaltet

Seit Monaten stehen Belgiens Atomkraftwerke mehr still, als dass sie Strom produzieren. Haarrisse im Reaktorkern, ein Sabotageakt und nun ein Tranfo-Brand legen einen Großteil der belgischen Stromversorgung lahm.

Nach einem Brand im belgischen Atomkraftwerk Tihange ist Medienberichten zufolge der Reaktorblock 3 heruntergefahren worden. Der Reaktor in Tihange, etwa 70 Kilometer westlich von Aachen, schaltete sich demnach am Sonntagmorgen um etwa 10.30 Uhr automatisch ab. Zuvor hatte einer der Transformatoren außerhalb des nuklearen Teils der Anlage Feuer gefangen. Eine Explosion habe den Brand ausgelöst, berichtete die Mediengruppe „Sudpresse“. Die Feuerwehr der benachbarten Stadt Huy brachte den Brand schnell unter Kontrolle.

Eine Sprecherin der Betreiberfirma Electrabel sagte der Nachrichtenagentur Belga, der Brand sei mittlerweile gelöscht. Er habe keine weiteren Auswirkungen gehabt. Alle Sicherheitsmaßnahmen seien befolgt worden. Es ist jedoch unklar, wie lange der 1048-Megawatt-Reaktor abgeschaltet bleibt. Ein erster Neustart-Versuch solle laut Betreibern am Dienstag gemacht werden. Allerdings ist bisher völlig unklar, was den Brand ausgelöst hat. Das Nachrichtenportal L'Avenir.net zeigt ein Foto, auf dem eine dunkle Rauchsäule von einem Transformator aufsteigt.

In Deutschland hatte ein ähnlicher Vorfall im Atomkraftwerk Krümmel 2009 letztlich dazu geführt, dass der Reaktor danach nie wieder ans Netz ging. Die Anlage in Krümmel gehörte 2011 dann zu den acht Atomkraftwerken, die nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima sofort abgeschaltet wurden und nicht wieder in Betrieb genommen wurden. Derzeit klagen die Energiekonzerne zum Teil mit Erfolg gegen diese Abschaltung. Der Krümmel-Betreiber Vattenfall hat deshalb ein Schiedsgerichtsverfahren bei der Weltbank in Washington angestrengt und verlangt mehr als vier Milliarden Euro Schadenersatz für die Stilllegung der Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel.

Belgiens Atomkraftwerke stehen schon länger still

Die in die Jahre gekommenen Atomkraftwerke in Belgien haben seit Jahren vor allem durch Pannen auf sich aufmerksam gemacht. Block 2 in Tihange ist schon länger außer Betrieb. Er war vom Netz genommen worden, weil es tausende Haarrisse im Reaktorkern gibt, die bei der letzten Inspektion gefunden wurden. Der Reaktor Doel 3 ist aus dem gleichen Grund seit Monaten abgeschaltet. Der Reaktor Doel 4 ging im August nach einem Sabotageakt vom Netz.

Der Zwischenfall könnte die Stromversorgung in Belgien weiter belasten. Es gab Warnungen, dass Ausfälle bei anderen Atommeilern zu Stromknappheit im Winter führen könnten. Tihange 3 ist der vierte belgische Reaktorblock, der wegen Schäden oder Sicherheitsbedenken vom Netz genommen wurde. Das Land plant, bis 2025 völlig auf Atomkraft zu verzichten. (mit dpa)

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