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Der bisher bekannte Teil des iranischen Atomprogramms: die Anlage zur Anreicherung von Uran in Natans, hier 2008 bei einem Besuch von Präsident Ahmadinedschad.

© REUTERS

Atompläne des Iran: IAEA-Behörde: Iran baute an Atomwaffen

Laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) hat Iran an der Entwicklung einer Atombombe gearbeitet. Die Kontrolleure zeigen sich "ernsthaft besorgt". Russland und China sind gegen die Veröffentlichung des Berichts.

Der Iran steht an der Schwelle, Atombomben zu bauen. Alle Kompetenzen, die nötig sind, um nukleare Sprengköpfe zu schaffen und Raketen mit ihnen zu bestücken, hat das Land der Mullahs in den vergangenen Jahren entwickelt. Die internationale Atomenergiebehörde (IAEO) ist „ernsthaft besorgt“ über das iranische Atomprogramm und hat „glaubwürdige“ Informationen, wonach Teheran an der Entwicklung von Atomwaffen gearbeitet hat.

Ihr liege eine Reihe von Hinweisen vor, dass das Land verschiedene Projekte und Experimente zur Entwicklung eines atomaren Sprengkopfes durchführte, heißt es im neuen Iran-Bericht der IAEO. Das Papier enthält die bisher klarsten Aussagen der IAEO zur Existenz eines Atomwaffenprogramms im Iran. „Die Informationen weisen darauf hin, dass der Iran Arbeiten zur Entwicklung eines nuklearen Sprengkörpers durchgeführt hat“, erklärt IAEO-Chef Yukia Amano in dem vorliegenden Bericht. Ein Teil der Arbeiten könne noch andauern, heißt es.

Israels Präsident Schimon Peres hatte am Wochenende erklärt, ein Angriff Israels und anderer Länder auf iranische Atomanlagen werde „immer wahrscheinlicher“. Israels Außenminister Avigdor Lieberman forderte am Dienstag, die internationale Gemeinschaft müsse „strenge und lähmende“ Sanktionen gegen Teheran verhängen.

Der Iran wies den Bericht als „politisch motiviert“ zurück. Teheran werde seinen Kurs fortsetzen, sagte Präsident Mahmud Ahmadinedschad vor der Veröffentlichung des Reports. Er warnte Israel und die USA vor schweren Konsequenzen im Falle eines Angriffs auf den Iran. Russlands Präsident Dmitri Medwedew warf Israel „gefährliche Rhetorik“ vor, die zu einem bewaffneten Konflikt im Nahen Osten führen könne. Auch Außenminister Guido Westerwelle und sein französischer Kollege Alain Juppé warnten vor einem Angriff auf den Iran.

Aus seiner Urananreicherung, erster Bestandteil zum Bau der Bombe, hat der Iran in den vergangenen Jahren kein Geheimnis gemacht. Während aber nicht nur die westliche Welt darin Vorbereitungen für eine militärische Nutzung der Atomkraft sieht, postuliert der Iran die rein zivile Nutzung des Materials.

Inzwischen jedoch haben die iranischen Experten auch eine weitere entscheidende Hürde genommen: die Entwicklung eines hochpräzisen Zündmechanismus, der eine nukleare Kettenreaktion in Gang setzt. Auch die Integration atomarer Zündköpfe in die Trägerraketen könnte den Technikern gelungen sein, heißt es in dem Bericht. Die Entwicklung war dem Iran unter anderem mit der Hilfe eines russischen Experten für Nanotechnologie möglich.

Schon in ihrem Report im Februar 2010 hatte die IAEO festgestellt, es gebe in sich schlüssige und glaubhafte Informationen zu iranischen Nuklearwaffen. Bereits damals lagen der IAEO auch Geheimdienstberichte über eben jene technischen Fortschritte der iranischen Nuklearspezialisten vor, die jetzt im Bericht beschrieben werden. Experten waren diese Informationen bekannt, sie wurden zu dem Zeitpunkt aber noch nicht IAEO-offiziell. Nach Einschätzung der Waffeninspektoren liegen damit jetzt die bislang stärksten Beweise vor, dass der Iran in den vergangenen Jahren an der komplizierten Zündertechnologie gearbeitet hat.

Der Report, der die kritischen Angaben in einem Anhang enthält, war schon vor seiner Präsentation Gegenstand politischer Schachzüge. Noch bevor der Bericht den Mitgliedern des Gouverneursrates der IAEO zuging, haben die Vetomächte China und Russland nach Informationen der „New York Times“ IAEO-Generalsekretär Amano ihren diplomatischen Protest übersandt. Sie fordern, dass die IAEO Detailinformationen nicht öffentlich macht. Der Iran solle nicht in die Ecke gestellt werden. Ohnehin präsentiert auch dieser Bericht, wie von Experten erwartet, keine eindeutigen Beweise. Es bleibt ein Interpretationsspielraum – auch was die Notwendigkeit weiterer Sanktionen gegen den Iran angeht.

Vor diesem Hintergrund muss man wohl die israelische Ankündigung vom Wochenende sehen, ein Militärschlag gegen den Iran werde immer wahrscheinlicher. Damit hatte der israelische Präsident Schimon Peres die jüngste Runde der Debatte um das iranische Atomprogramm eingeleitet und den Druck im Vorfeld der Präsentation des Berichts erhöht. Am Dienstag mühte sich der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak, die Äußerungen zu relativieren. Israel wolle keinen Krieg. Man habe aber damit gerechnet, dass der IAEO-Report Beweise für ein iranisches Atomwaffenprogramm liefern würde. Dies sei eine Gelegenheit, „tödliche internationale Sanktionen“ gegen den Iran zu verhängen.

Der Iran werde seinen Kurs fortsetzen, sagte der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad noch vor Bekanntwerden des Berichtes am Dienstag. Man akzeptiere keine Anschuldigungen der IAEO. (mit AFP/dpa)

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