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Atomprogramm: Baradei-Report: Iran ignoriert den Sicherheitsrat

Studien zu neuen Raketensprengköpfen, Sprengstofftests und bald 6000 Zentrifugen zur Urananreicherung: Die internationale Atomenergiebehörde IAEA macht sich große Sorgen über Irans Nuklearprogramm.

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohammed El Baradei, hat in einem Bericht Irans Festhalten an seinem umstrittenen Atomprogramm kritisiert. Entgegen der Beschlüsse des UN-Sicherheitsrates habe Teheran sein Programm zur Urananreicherung nicht eingestellt, schrieb El Baradei in einem am Montag in Wien veröffentlichten Bericht. Er erwarte von Iran "substantielle Erläuterungen" zu einer möglichen militärischen Nutzung des Atomprogramms. Der US-Botschafter bei der IAEA, Gregory Schulte, kritisierte, dass Teheran die Urananreicherung ausdehne statt die Fragen der IAEA zu beantworten. Auch ein EU-Diplomat äußerte sich besorgt.

Iran habe zwei neue Kaskaden von Zentrifugen zur Anreicherung von Uran installiert, bemängelte El Baradei in seinem Bericht. Das Land reichert demnach in seiner Atomanlage in Natans derzeit in rund 3500 Zentrifugen Uran an. Außerdem habe die Islamische Republik Zentrifugen einer neue Generation zu Testzwecken aufgebaut. Dem Bericht zufolge setzte der Iran zudem den Bau eines Atomreaktors fort. El Baradeis Bericht soll am 2. Juni vom IAEA-Gouverneursrat erörtert werden.

6000 Zentrifugen bis zum Sommer

Der IAEA-Chef fügte hinzu, auf eine Aufforderung vom 9. Mai, offene Fragen der IAEA zur möglichen militärischen Nutzung von Atomkraft zu beantworten, habe die iranische Regierung erst am Freitag reagiert. Diese Stellungnahme sei zu spät gekommen, um noch in den Bericht einzufließen. Die Regierung in Teheran müsse nun die erforderlichen Maßnahmen ergreifen, "damit man Vertrauen in den friedlichen Charakter seines Atomprogramms haben kann".

"Iran stößt weiterhin die Bemühungen der IAEA zurück, besorgniserregende Hinweise zu untersuchen", sagte der US-Botschafter bei der IAEA, Schulte. Diese bezögen sich auf mögliche Studien, Herstellung und Beschaffung von Atomwaffen. "Der Bericht zeigt detailreich, wie sehr Iran erklären muss und wie wenig er dies bisher getan hat." Ein EU-Diplomat, der nicht namentlich genannt werden wollte, bezeichnete den IAEA-Bericht als "enttäuschend, wenn auch vielleicht nicht überraschend". Er teile die "ernsthafte Besorgnis" über das iranische Atomprogramm.

Die Anreicherung von Uran ist für den Betrieb von Atomkraftwerken notwendig, kann aber auch waffenfähiges Atommaterial liefern. Teheran informierte die IAEA dem Bericht zufolge, dass es bis Ende des Sommers 6000 Zentrifugen in Betrieb haben will. Die USA und andere Staaten werfen Iran vor, heimlich an Atomwaffen zu bauen. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad betonte hingegen wiederholt, sein Land sei nur an der zivilen Nutzung von Atomkraft interessiert. (ho/AFP)

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