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Atomstreit: Iran und Russland einigen sich über Urananreicherung

Im Konflikt um das umstrittene iranische Atomprogramm scheint eine Lösung näher zu rücken. Iran und Russland verständigten sich heute offenbar auf eine gemeinsame Urananreicherung.

Buschehr - Bei Gesprächen im südiranischen Buschehr einigten sich Iran und Russland heute "im Grundsatz" auf ein Paket zur Lösung des Streits. «Dieses Paket wird vom Iran und Russland als eine angemessene Option (zur Lösung des Atomstreits) angesehen», sagte der für Atomfragen zuständige iranische Vizepräsidenten Gholam- Resa Aghasadeh (Foto, li.) nach Gesprächen mit dem Leiter der russischen Atombehörde, Sergej Kirijenko (rechts).

Kirijenko erklärte bei der gemeinsamen Pressekonferenz, die Atomgespräche sollten in den kommenden Tagen in Moskau fortgesetzt werden. Er sehe eine Chance, den Konflikt im Rahmen der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO zu lösen. «Und weil es möglich ist, sollten alle Anstrengungen dafür unternommen werden», erklärte er.

Russland hatte dem Iran als Kompromisslösung zur Beilegung des Atomstreits eine gemeinsame Urananreicherung auf russischem Boden vorgeschlagen. Dieser Vorstoß galt als letzter Weg, um eine Anfang März drohende Einschaltung des Weltsicherheitsrats in den Fall Iran doch noch abzuwenden. Das Weltgremium könnte dann Strafmaßnahmen gegen den Iran verhängen. Mit dem Vorschlag wollen Russland und der Westen verhindern, dass Teheran möglicherweise heimlich angereichertes Uran zur Herstellung von Waffen abzweigt.

Einzelheiten des Pakets wurden jedoch nicht bekannt gegeben. Auch war unklar, ob der Iran nun bereit ist, auf eine Anreicherung von Uran im eigenen Land zu verzichten. Angesichts wachsender Befürchtungen der internationalen Gemeinschaft, dass Teheran heimlich an der Entwicklung von Atomwaffen arbeitet, hatte die IAEO das Land ultimativ aufgefordert, bis zum 6. März unter anderem alle Aktivitäten zur Urananreicherung einzustellen. Andernfalls soll der Konflikt vor den Weltsicherheitsrat kommen.

Das Paket dürfte nach Ansicht von Beobachtern in Teheran neben der einer gemeinsamen Urananreicherung in Russland gewisse Zugeständnisse hinsichtlich der Anerkennung einer Anreicherung im Iran selbst beinhalten. Der Vize-Chef der iranischen Atombehörde, Mohammad Saeidi, sagte in Buschehr: «Das Paket ist in der Tat ein Fortschritt, aber nur, wenn der Fall Iran nicht vor die Vereinten Nationen gebracht wird, sonst ist das ganze Paket hinfällig.»

«Wenn der Vorschlag bislang nur auf dem Tisch lag, dann haben die Iraner ihn jetzt in die Hand genommen», kommentierte ein Mitglied von Kirijenkos Delegation den Fortschritt. Die russische Seite wolle allerdings alle Aspekte des Atomkonflikts behandeln. Dazu zähle, dass der Iran das Moratorium für die Urananreicherung wieder einhalte.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte zuvor in Moskau angekündigt, seine Regierung werde ihre Bemühungen, eine Lösung in dem Streit zu finden, bis zur entscheidenden Sitzung des IAEO- Gouverneursrats am 6. März fortsetzen. Auch eine russische Parlamentsdelegation sollte am Sonntag zu Gesprächen nach Teheran fliegen. «Wir wollen der iranischen Führung noch einmal ein Signal geben, beim Thema Atom die Bremsen anzuziehen», sagte der stellvertretende russische Parlamentsvorsitzende Juri Wolkow vor dem Abflug. «Sie haben nur noch sehr wenig Zeit zum Umdenken.» (tso/dpa)

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