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Atomstreit: Nordkoreas Anrainerstaaten erhöhen Alarmbereitschaft

Südkorea und Russland haben den Einsatz militärischer Frühwarnsysteme verstärkt. Der Kreml befürchtet laut Agenturmeldungen, dass die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel zu einem Atomkrieg führen könnten.

Nach Nordkoreas jüngsten Angriffsdrohungen haben sowohl Russland als auch die Streitkräfte Südkoreas und der USA ihre Aufklärung und Wachsamkeit gegenüber dem kommunistischen Land erhöht. Mit mehr Aufklärungsflugzeugen sowie Personal will man die Aktivitäten in Nordkorea besser überwachen. Die "Verschärfung der Situation" erfordert nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau bessere Frühwarnsysteme. Auch in Südkorea wurde das fünfstufige Frühwarnsystem auf die zweithöchste Stufe angehoben. Eine Verlegung von Truppen und "schwerer Militärtechnik" sei derzeit aber nicht geplant. Wie der südkoreanische Generalstab mitteilte, bleibe das Alarmsystem für die Verteidigungsbereitschaft der Truppen unverändert auf der zweitniedrigsten Stufe.

Russland sieht zwar derzeit keine Gefahr für die russische Bevölkerung im Grenzgebiet zu Nordkorea und warnte vor "Hysterie". Doch Agenturmeldungen zufolge befürchtet die russische Regierung, dass die erneuten Spannungen auf der koreanischen Halbinsel in einen Atomkrieg münden könnten.

Die Meinung in der russischen Öffentlichkeit gingen auseinander. Der Chef des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma, Konstantin Kossatschow, sprach von einer "beunruhigenden Lage" auf der koreanischen Halbinsel. Die Situation entwickle sich nach dem "allerschlimmsten Drehbuch". Hingegen rechnet der russische Militärstratege Generaloberst Leonid Iwaschow fest mit der Entschlossenheit Chinas, das eine Destabilisierung der Region nicht zulassen werde. "Es ist ein Krieg der Nerven, der vermutlich auf der politischen Ebene bleiben wird", sagte der Präsident der Moskauer Akademie für geopolitische Forschungen. 

Wie besorgt man in Moskau ist, zeigt die Einbestellung des nordkoreanischen Botschafters ins Außenministerium. Dort sei dem Gesandten erklärt worden, dass die Regierung in Moskau wegen des Tests "ernsthaft besorgt" sei, hieß es in einer Mitteilung. Eine scharfe Resolution des UN-Sicherheitsrats gegen Nordkorea schließt die russische Führung aber weiterhin aus. "Es darf keine bloße politische Erklärung sein, die in der Praxis keinen Bestand hat", sagte Außenminister Sergej Lawrow. Er betonte, die internationale Gemeinschaft müsse Härte zeigen, aber auch offen bleiben für Verhandlungen.

Zuvor hatte es hektische Telefonate zwischen Moskau und Washington gegeben. Lawrows Amtskollegin Hillary Clinton warnte das Regime von Kim Jong Il vor Konsequenzen. Das kommunistische Land missachte die internationale Gemeinschaft, kündige Verpflichtungen auf und verhalte sich weiter "provokant und aggressiv" seinen Nachbarn gegenüber. "Solche Handlungen ziehen Konsequenzen nach sich." Zugleich signalisierte sie aber Bereitschaft zu weiteren Gesprächen. Sie hoffe, Nordkorea kehre in den "Gesprächsrahmen" der Sechs-Parteien-Beratungen zurück.

Zwei Tage nach seinem zweiten Atomtest hatte Nordkorea am Mittwoch die geplante Teilnahme Südkoreas an einer US-geführten Initiative gegen Massenvernichtungswaffen als "Kriegserklärung" bezeichnet und mit Militäraktionen gedroht. Zugleich erklärte die Volksarmee des Landes, sie werde sich nicht mehr an das Waffenstillstandsabkommen halten, das den Korea-Krieg von 1950 bis 1953 beendete. Die Sicherheit südkoreanischer und amerikanischer Schiffe an der innerkoreanischen Seegrenze im Gelben Meer könne nicht mehr garantiert werden.

Der Atomtest vom Montag hatte die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel abermals verschärft. Der Weltsicherheitsrat hatte das Vorgehen Nordkoreas einstimmig verurteilt. Im höchsten Gremium der Vereinten Nationen wird zurzeit über eine Resolution zum Atomtest beraten.

ZEIT ONLINE

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