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Atomstreit: USA sehen Iran kurz vor der Atombombe

Einem Zeitungsbericht zufolge soll Iran mittlerweile über genügend Nuklearmaterial verfügen, um eine Bombe zu bauen. Probleme bereitet noch die Waffentechnik.

Einschätzungen des amerikanischen Geheimdienstes zufolge hat Teheran inzwischen genügend Brennstoff beisammen, um schnell eine Atombombe bauen zu können, berichtet die New York Times. Laut den Erkenntnissen habe Iran aber bisher bewusst darauf verzichtet, die letzten Schritte zum Bau einer Atombombe zu gehen.

Der US-Gesandte bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien, Glyn Davies, wies am Mittwoch darauf hin, dass Iran "schon jetzt oder sehr bald" genug niedrig-angereichertes Uran für eine Atomwaffe habe, das nur noch bis zur Waffenfähigkeit angereichert werden müsse. 

Auch IAEA-Generaldirektor Mohamed ElBaradei sagte, seine Atominspektoren hätten ernsthafte Sorgen wegen des iranischen Programms. Es gebe aber keinen Grund zur Panik. ElBaradei wies erneut Vorwürfe aus Frankreich und Israel zurück, die IAEA halte Beweise dafür zurück, dass Iran auch an Nuklearwaffen forscht.

Gleichzeitig seien Geheimdienstinformationen ernst zu nehmen, denen zufolge das Land unerlaubterweise den Bau von Atomwaffen studiert habe. "Falls diese Informationen stimmen, ist es sehr wahrscheinlich, dass (in Iran) Aktivitäten in Richtung des Baus von Nuklearwaffen stattgefunden haben", sagte ElBaradei.

Die IAEA-Inspekteure zählten bei ihren letzten Besuchen in Irans Urananreicherungszentrum Natanz mehr als 8000 Zentrifugen. Allerdings war dem Untersuchungsbericht zufolge nur die Hälfte in Betrieb. Die New York Times schreibt, dass die Inspekteure sofort Alarm schlagen würden, sollte Teheran die Anreicherung der Uranvorräte hin zu waffenfähigem Material betreiben. Nicht ausgeschlossen sei, dass Iran noch über bisher unbekannte Anlagen zur Brennstoffproduktion verfügt. Die Zusammenarbeit zwischen Inspekteuren und der iranischen Regierung läuft keineswegs reibungslos: Teheran erschwerte oder untersagte es in der Vergangenheit, ihre Atomanlagen zu besichtigen.

Vor dem Bau einer einsatzfähigen Atomwaffe müsste Iran jedoch ein Sprengkopf-System entwickeln oder einkaufen, das über die nötigen Auslösetechnik für die Bombe verfügt, wie die New York Times schreibt. Zudem ständen die iranischen Forscher noch vor dem Problem, die Sprengköpfe auf die vorhandenen Trägerraketen abzustimmen. Dem Bericht zufolge rechnen die USA damit, dass Iran zwischen 2010 und 2015 über eine Nuklearwaffe verfügen könnte. Einen ähnlichen Zeitrahmen legen auch israelische Offizielle zugrunde.

Seit 2006 versuchen die fünf UN-Vetomächte und Deutschland, Iran zu einer Einstellung seines Urananreicherungsprogramms zu bewegen. Dazu hatte die Sechser-Gruppe der Regierung in Teheran sowohl wirtschaftliche als auch diplomatische Anreize unterbreitet. Bisherige Sanktionen gegen den fünftgrößten Rohölexporteur könnten dann gelockert werden.

Dennoch lehnte es die iranische Führung bisher ab, über einen Stopp der Urananreicherung zu verhandeln. Sie argumentiert, die Atomenergie ausschließlich friedlich nutzen zu wollen. Die US-Regierung setzte Teheran ein Ultimatum bis Ende September, ernsthaft auf die Gesprächsangebote einzugehen. Anderenfalls droht Iran eine Verschärfung der Sanktionen.

Am Mittwoch hatte Iran in Teheran Vertretern der fünf UN-Vetomächte sowie Deutschlands eigene Vorschläge zur Lösung des Atomstreits überreicht. Details wurden zunächst nicht bekannt. Nach früheren Angaben der iranischen Regierung soll das Paket aber unter anderem Vorschläge zur nuklearen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit sowie zur Abrüstung beinhalten.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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