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Attentat: 30 Tote bei Anschlag auf Irans Revolutionsgarden

Bei einem Selbstmordanschlag auf die iranischen Revolutionsgarden sind am Sonntag mindestens 30 Menschen getötet und über 40 verletzt worden, darunter fünf ranghohe Kommandeure.

Der Angriff auf die Elitetruppen war einer der schwersten in der Geschichte der Islamischen Republik und ereignete sich am Morgen in Pischin, einer Stadt nahe der Grenze zu Pakistan. Parlamentspräsident Ali Laridschani bestätigte im staatlichen Fernsehen den Tod der Kommandeure - einer von ihnen war der Vizechef der Bodentruppen, ein anderer der oberste Befehlshaber in der südostiranischen Provinz Sistan-Balutschistan. Gleichzeitig beschuldigte Laridschani die USA, in das Attentat verwickelt zu sein.

Die Führung der Gardisten wollte in einem Schul- und Sportzentrum mit sunnitischen Stammesführern zusammenkommen, um ein größeres Treffen in der Region zur Stärkung der „Einheit zwischen Schiiten und Sunniten“ vorzubereiten. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Irna meldete, zündete der Attentäter am Eingang der Versammlungshalle mehrere an seinem Körper versteckte Sprengsätze. Unter den Opfern sind nach iranischen Angaben auch einige Stammesälteste.

Am Nachmittag bekannte sich zu dem Blutbad die radikale sunnitische Gruppe Jundallah, was übersetzt Gottessoldaten heißt. In der Vergangenheit hatten die Behörden von Sistan-Balutschistan deren Mitglieder schon öfters für Terroranschläge und Drogenhandel in der Region verantwortlich gemacht. So starben im Mai kurz vor den iranischen Präsidentschaftswahlen bei einem Anschlag auf eine Moschee in der Provinzhauptstadt Zahedan 25 Gläubige und wurden über 80 verletzt. Im Juli waren daraufhin 13 Jundallah-Rebellen hingerichtet worden. Derzeit sitzt Abdul-Hamid Rigi, der Bruder von Jundallah-Anführer Abdulmalik Rigi, wegen Mordes, Entführung und Drogenhandel in einer Todeszelle.

Die Revolutionsgarden dagegen machten in einer ersten Erklärung „die globale Arroganz mit ihren lokalen Söldnern“ für den Anschlag verantwortlich, nannten aber keine Einzelheiten. „Globale Arroganz“ bezeichnet im ideologischen Jargon der Islamischen Republik üblicherweise die USA oder Großbritannien. Der Iran wirft den USA seit längerem vor, die teilweise von Pakistan aus operierenden sunnitischen Kommandos zu unterstützen, die für die sunnitische Minderheit mehr Autonomie fordern. Die Regierung in Washington bestreitet diese Vorwürfe.

Die 120.000 Mitglieder starken Revolutionsgarden bestehen aus Elite-Einheiten, die im Iran mit eigenem Heer, Luftwaffe und Marine quasi eine Parallelarmee bilden. Sie sollen die Prinzipien der Islamischen Revolution verteidigen und sind direkt dem Obersten Religiösen Führer, Ajatollah Ali Chamenei, unterstellt. Nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen gingen ihre Einheiten in vielen Städten mit großer Härte gegen Demonstranten und Oppositionspolitiker vor.

Zwischen der Jundallah, deren Mitglieder der ethnischen Minderheit der Baluchen angehören, und Sicherheitskräften kommt es entlang fast 1000 Kilometer langen iranischen Ostgrenze mit Pakistan und Afghanistan regelmäßig zu Zusammenstößen. Das Drei-Länder-Eck gilt zudem als wichtigste Operationsbasis internationaler Drogenhändler. Nach Angaben der iranischen Polizei werden 30 bis 40 Prozent der afghanischen Opiumproduktion durch die Islamische Republik nach Europa geschleust. Rund 600 Millionen Dollar gibt Teheran jedes Jahr im Kampf gegen diesen Rauschgifthandel aus. 42.000 Polizisten, Revolutionsgarden und Soldaten sind im Grenzgebiet stationiert. Allein in den letzten zwölf Monaten wurden nach offiziellen Angaben über 120 Drogenschmuggler bei Feuergefechten getötet und mehrere hundert Tonnen Opium beschlagnahmt. 19 iranische Fahnder kamen dabei ums Leben, seit Beginn der Islamischen Revolution 1979 sind es bereits mehr als 3500. Die iranischen Gesundheitsbehörden schätzen, dass mittlerweile rund 1,2 Millionen Iraner drogenabhängig sind. 20.000 haben sich mit dem HIV-Virus infiziert, die Hälfte aller Gefängnisinsassen des Landes sitzt wegen Rauschgiftdelikten hinter Gittern.

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