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Politik: Auch Bushs Sprecher Snow geht

Washington - Der Exodus aus dem Weißen Haus hält an. Nach George W.

Washington - Der Exodus aus dem Weißen Haus hält an. Nach George W. Bushs Strategieberater Karl Rove hat Präsidentensprecher Tony Snow angekündigt, er werde nicht bis zum Ende der Amtszeit in 17 Monaten bleiben. Die Nachricht traf seine meisten Kollegen überraschend, ebenso die Begründung. „Ich hatte von Beginn an gesagt, dass ich nicht über die volle Distanz gehen kann, aus finanziellen Gründen“, gab Snow in einer populären Radioshow bekannt. „Wenn das Geld ausgeht, muss ich gehen.“

Der 52-jährige Vater von drei Kindern erhält 168 000 Dollar im Jahr, weit über US-Durchschnitt. Ehe er im April 2006 Sprecher wurde, hatte er als Moderator einer landesweit ausgestrahlten Radioshow und TV-Journalist des konservativen Senders Fox weit mehr verdient. Amerikaner verstehen den Hinweis auf seine Krankheit, Darmkrebs, deretwegen er am Freitag eine weitere Chemotherapie erhält, auch als finanzielles Argument. Selbst Bürger mit guten Krankenversicherungen wie Snow haben in der Regel einen Selbstbehalt von mindestens zehn Prozent der Arzt- und Krankenhausrechnungen zu tragen. In den USA gilt das als effektive Kostenbremse.

Ehemalige Präsidentensprecher haben nach aller Erfahrung eine lukrative neue Karriere vor sich als Redenschreiber für zahlungskräftige Kunden. Snow genießt große Popularität unter Konservativen. Im Kongresswahlkampf 2006 war er ein gefragter Gastredner und Spendeneintreiber der Republikaner.

Vor anderthalb Jahren hatte er Scott McClellan ersetzt, dessen Markenzeichen es war, mit vielen Worten wenig zu sagen. Das galt einst als Stärke, war aber zur Belastung geworden. Der Wechsel war ein Versuch, Bushs lahmer zweiter Amtszeit neuen Schwung zu verschaffen. Snow ist beliebt unter Kollegen. Seine Krebsdiagnose ließ viele Augen im ansonsten eher hartgesottenen Pressecorps des Weißen Hauses feucht werden.

Einen Abschiedstermin hat Snow nicht genannt. Sein Abgang befördert im Weißen Haus eine Stimmung frei nach der deutschen Wendung „Der Letzte macht das Licht aus“. Seit der verlorenen Kongresswahl haben viele hohe Mitarbeiter das Weiße Haus verlassen: Politikberater Dan Bartlett, die Chefin der Rechtsabteilung Harriet Myers, Budgetdirektor Rob Portman, die politische Direktorin Sara Taylor, zwei stellvertretende Nationale Sicherheitsberater und demnächst Rove und Snow. Christoph von Marschall

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