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Besonders die Inhaftierung von Kindern in Lagern - hier eines in Drahonice - sei "menschenunwürdig", so die UN.

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Update

Auch Kinder betroffen: UN: Tschechien inhaftiert Flüchtlinge "systematisch"

Die Vereinten Nationen werfen Tschechien vor, Flüchtlinge "systematisch" zu inhaftieren, um Migranten abzuschrecken. Auch Kinder würden eingesperrt.

Die Vereinten Nationen (UN) haben schwere Vorwürfe gegen die tschechische Regierung wegen des Umgangs mit Flüchtlingen erhoben. Die Inhaftierung von Migranten in der Tschechischen Republik erfolge "systematisch" und sei "menschenunwürdig", erklärte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Raad al Hussein, am Donnerstag in Genf. Das gelte insbesondere für die Einsperrung von Flüchtlingskindern.

Die Verletzung der Menschenrechte von Migranten erfolge "nicht vereinzelt oder zufällig, sondern systematisch", erklärte Hussein. Sie scheine "integraler Bestandteil" der Politik der tschechischen Regierung zu sein. Diese ziele darauf ab, Migranten und Flüchtlinge davon abzuhalten, in Tschechien einzureisen und sich dort aufzuhalten.

Tschechien sei unter den Transitländern das einzige, in dem Migranten und Flüchtlinge "routinemäßig 40 Tage, manchmal 90 Tage lang" gefangen gehalten würden. Als besonders Besorgnis erregend bezeichnete Seid die Lage im Flüchtlingslager Bila-Jevoza, 80 Kilometer nördlich von Prag; die Lage dort hatte sogar der tschechische Justizminister Robert Pelikan als "schlimmer als im Gefängnis" bezeichnet.

Die tschechische Menschenrechtsbeauftragte Anna Sabatova hatte nach einem Besuch der ehemaligen Militäreinrichtung am 13. Oktober einen Bericht veröffentlicht. Darin prangerte sie an, dass in Bila-Jevoza auch hunderte Kinder festgehalten würden und Polizisten die Insassen schikanierten.

"Glaubwürdige Informationen" besagen laut Seid, dass Flüchtlinge regelmäßig nach Geld durchsucht werden, und ihnen für ihren unfreiwilligen Aufenthalt im Camp pro Tag 250 Kronen (gut neun Euro) abgenommen werden.

Der UN-Menschenrechtskommissar verwies auf einige Verbesserungen bei der Unterbringung der Flüchtlinge seit der vergangenen Woche. Zugleich rief er die Regierung in Prag auf, umgehend für die Einhaltung der Menschenrechte zu sorgen. (AFP)

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