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Politik: Auf bestem Weg in die Opposition

Bei den Grünen hat die Ära nach Fischer begonnen – mit einem Kampf die Fraktionsspitze

Von Hans Monath

Berlin - Joschka Fischer will die Sache nicht entscheiden. „Es gibt in der Demokratie keine Entscheidung des alten Leitwolfs, wer ihm wann nachfolgt“, erklärt der Grünen-Politiker im „taz“-Interview. Und fügt süffisant hinzu: Er hätte sich von den Jungen, die nun die Personalentscheidungen zu treffen hätten, schon früher mehr Durchsetzungskraft gewünscht: „Die jungen Grünen hätten mich stürzen sollen.“

Das ist nun nicht mehr nötig – und in den Kampf um die zwei Posten an der Fraktionsspitze kommt Bewegung. Auch für das Amt eines grünen Bundestagsvizepräsidenten werden erste Namen genannt. Wenn das frühere Parteichef-Duo Renate Künast (49) und Fritz Kuhn (50) als Tandem antreten würde, wäre ihnen wohl nicht viel entgegenzusetzen. Doch die Verbraucherministerin, die auch den Grünen fernes Publikum erreicht, kämpft als aussichtsreichste Alleinkandidatin. Kuhn und Künast arbeiteten früher sehr gut zusammen. Doch wenn Künast sich auch andere Partner vorstellen kann, mindert das die Chancen von Kuhn, der zuletzt den Wahlkampf der Grünen gemanagt hatte.

Noch-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt (39) aus Thüringen argumentiert, die Grünen seien eine gesamtdeutsche Partei. Die Christin betont ihre Werteorientierung und steht für die Öffnung der Grünen für neue Optionen und Bündnisse. Sie setzt darauf, dass die Fraktion nach Fischers Rückzug einen Bruch mit einem Teil jener Politiker will, die seine politische Generation verkörpern.

Krista Sager (52), die seit 2002 mit Göring-Eckardt die Fraktion führt und als Realpolitikerin früher Parteichefin war, agiert als eine in Wahlkämpfen und Parlament bewährte Kraft. Sie dementiert die Behauptung, sie trete mit dem Ziel an, Bundestagsvizepräsidentin zu werden. „Das ist nicht die Rolle, in der ich mich sehe“, sagt siel. „Es gibt Kandidatinnen, denen dieses Amt besser auf den Leib geschneidert ist.“ Gehandelt für das Repräsentationsamtes werden die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck, und die Staatssekretärin im Entwicklungsministerium, Uschi Eid. Während Beck für den Kampf um eine modernere Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik steht, genießt Eid hohes Ansehen in der entwicklungspolitischen Szene. Beide sprechen Milieus jenseits der Grünen-Parteigrenzen an. Eid sagt, sie habe bislang nicht überlegt, wie sie eine solches Angebot der Fraktion beantworten würde: „Ich strebe von mir aus keine Funktion an.“ Und Beck ist erstmal nicht zu erreichen.

Vor der Fraktion hat überraschend auch Umweltminister Jürgen Trittin (51) seinen Hut in den Ring geworfen. Der Parteilinke betont, an der Spitze seien nach Fischers Rückzug Selbstbewusstsein und Teamgeist gefordert. Zuvor hat Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer gefordert, mit dem Generationenwechsel ernst zu machen – und Trittin den Verzicht nahegelegt.

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