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Politik: Auf dem Gefrierpunkt

Der Streit zwischen London und Paris belastet auch den EU-Gipfel

Von Mariele Schulze Berndt,

Brüssel

Wegen der Irak-Krise herrscht zwischen London und Paris schon seit Wochen diplomatische Eiszeit. Nun erscheint – pünktlich zum Kriegsbeginn im Irak – in Paris eine Sonderausgabe der britischen Zeitung „Sun“, mit Porträts von Saddam Hussein und Jacques Chirac. Darunter die Schlagzeile „Finden Sie den Unterschied“. Nicht nur die militärischen Auseinandersetzungen im Irak, sondern auch die diplomatischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und Großbritannien überschatteten den EU-Gipfel, der am Donnerstagabend in eisiger Atmosphäre in Brüssel stattfand . Zum Beginn des EU-Gipfels trafen der britische Premierminister Blair, Frankreichs Präsident Chirac und die anderen Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union weitgehend wortlos in Brüssel ein. Der müde wirkende Blair stellte sich nur kurz mit dem amtierenden EU-Ratspräsidenten Kostas Simitis zu einem Foto auf. Simitis appellierte an die Teilnehmer, zur Gemeinsamkeit zurückzukehren. Die EU müsse ihre Entschlossenheit bekunden, den Pfad des Friedens einzuschlagen.

Beim Auftakt des Gipfels im Sitzungssaal wahrten Blair und Chirac, die beiden wichtigsten europäischen Widersacher im diplomatischen Tauziehen um Irak, deutlichen Abstand und grüßten sich nicht. Am Abend einigten sich die Staats- und Regierungschefs der EU auf eine gemeinsame Erklärung zum Irak-Krieg. Darin wird die „fundamentale Rolle“ der Vereinten Nationen in der Weltpolitik hervorgehoben und dem Land humanitäre Hilfe zugesagt.

Zum Konflikt mit Frankreich sagte der britische Außenminister Straw, die britische Regierung akzeptiere die Vorwürfe seines französischen Kollegen Villepin nicht. Villepin hatte sich entsetzt über die Kritik Blairs geäußert. Diese sei „eines befreundeten Landes nicht würdig“. Der britische Außenminister betonte erneut, es sei möglich, dass Großbritannien und Frankreich beispielsweise in Mazedonien zusammenarbeiteten.

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Mariele Schulze Berndt[Brüssel]

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