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Politik: Auf den Kanzler kam es an

Dank Schröders Popularität behauptete sich Rot-Grün – die Union gewann bei klassischen SPD-Wählern

Die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen, die das ZDF-Politbarometer erstellt, hat am Wahlabend eine erste Analyse vorgelegt:

Das Wahlergebnis vom Sonntag hat eine wesentliche Ursache in dem erdrückenden Vorsprung in der Kanzlerfrage. In Bezug auf den gewünschten Bundeskanzler konnte Gerhard Schröder den Vorsprung vor seinem Herausforderer Edmund Stoiber in den vergangenen Wochen weiter ausbauen. Jetzt sprachen sich 58 Prozent für den Amtsinhaber und 34 Prozent für den Herausforderer aus.

Die Überlegenheit der SPD und ihres Spitzenkandidaten konnte die Union mit Stoiber und ihrem Vorsprung bei der Wirtschafts- und Arbeitsplatzkompetenz nur zum Teil kompensieren: In der Woche vor der Wahl konnte die SPD in der Wirtschaftskompetenz weiter an Boden gewinnen und lag nur noch knapp hinter der Union (SPD 32 Prozent, Union 35 Prozent). Vor zwei Wochen hatte der Abstand noch zehn Prozentpunkte betragen. Besaß die CDU/CSU noch Mitte August einen komfortablen Vorsprung von 17 Prozentpunkten in der Frage, welche Partei am ehesten Arbeitsplätze schaffen kann, so betrug der Vorsprung in der Woche vor der Wahl nur noch neun Prozentpunkte (Union: 38 Prozent, SPD 29 Prozent).

Das gute Abschneiden der Grünen resultiert zu einem wesentlichen Teil aus dem taktischen Wahlverhalten von SPD- und Grünen-Anhängern. Hier zeigt sich offensichtlich ein Erfolg eines erstmals von den Grünen forcierten Personenwahlkampfes „Zweitstimme ist Joschkastimme“. Diese Kampagne konnte zusätzliche Befürchtungen im rot-grünen Wählerlager aktivieren, das eine mögliche rot-gelbe Koalition entschieden ablehnt. In der Woche vor der Wahl befürworteten nur 28 Prozent aller Wähler eine rot-gelbe Koalition, 39 Prozent eine schwarz-gelbe, aber 44 Prozent eine rot-grüne Koalition.

Die Zugewinne der Union resultieren unter anderem aus Stimmengewinnen in der klassischen Wählerschaft der SPD: Bei den Arbeitern kann die Union um sieben Prozentpunkte zulegen. Aber auch bei den Selbstständigen gewinnt sie sechs Prozentpunkte hinzu. Die SPD hingegen erleidet überdurchschnittliche Verluste bei den Arbeitern (minus fünf), während die Grünen bei den Beamten fünf Prozentpunkte gewinnen.

Die Union wird im Westen der Republik stärkste Partei, landet aber im Osten weit hinter der SPD. Im Vergleich zur Bundestagswahl vor vier Jahren kann sich die Union im Westen um rund drei Prozentpunkte verbessern. Die SPD wiederum erreicht im Osten ein Plus von rund vier Punkten und verliert vier Punkte im Westen.

Während es innerhalb der beiden großen Volksparteien bei den Frauen kaum Veränderungen im Vergleich zu 1998 gibt, verliert die SPD bei den Männern fünf Prozentpunkte und die Union gewinnt in dieser Gruppe fünf Punkte. Die Sozialdemokraten haben in allen Altersgruppen fast gleich stark abgeschnitten, ihre stärksten Verluste erleiden sie bei den 45- bis 60-Jährigen (minus fünf). Die Union wird stärkste Partei bei den über 60-Jährigen (45 Prozent), hat dort aber kaum Zuwächse, diese hat sie eher bei Jüngeren. Die Grünen erzielen relativ große Gewinne bei den Wählern über 45 Jahren, während die Freien Demokraten bei den bis 45-Jährigen besonders zugelegt haben.

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