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Politik: Auf Öl gebaut

Angola wählt. Die Herrschaft der seit 1976 regierenden Partei von Präsident dos Santos ist nicht in Gefahr – und der Reichtum der Eliten ebenfalls nicht.

Es kommt eher selten vor, dass eine Stadt in Afrika mit einer Wirtschaftsmetropole wie Dubai verglichen wird. Doch im Fall von Luanda gibt es einen guten Grund dafür. Wie das Emirat am Persischen Golf ist auch die Hauptstadt von Angola auf immensen Ölreichtum gebaut: Die frühere portugiesische Kolonie könnte mit den fast zwei Millionen Barrel Öl, die hier am Tag gefördert werden, schon bald Nigeria vom Spitzenplatz der afrikanischen Ölproduzenten verdrängen.

Seit der Eröffnung eines neuen Flughafens treffen auch in Luanda immer mehr Direktflüge ein, insbesondere aus Asien. Wenn die Stadt mit ihren fünf Millionen Einwohnern nicht so dreckig und verstopft wäre, könnte sie durchaus auch touristisch interessant sein – mit einer Bucht, die wie ein lang gezogener Halbmond ausschaut. Schnellboote und Jachten drängeln sich am Strand der Ilha, auf der immer mehr Nobelrestaurants und Nachtclubs eröffnen, während der Küstenboulevard gerade sechsspurig ausgebaut wird. Luanda ist nicht nur eine ärmere Version von Dubai, sondern auch von St. Tropez.

Zehn Jahre nach dem Ende eines Bürgerkrieges mit Hundertausenden von Toten haben die Angolaner an diesem Freitag zum zweiten Mal in 20 Jahren ein neues Parlament gewählt. Niemand zweifelt daran, dass die seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahre 1976 allein regierende MPLA auch diesmal klar gewinnen wird, wenn auch wohl mit weniger als den 82 Prozent, welche die Partei bei den Wahlen im Jahre 2008 erhielt. Ebenso sicher ist, dass Staatschef Eduardo dos Santos, obwohl bereits fast 33 Jahre im Amt, Staatschef bleiben wird. Eigentlich sollte der Präsident separat gewählt werden, doch fürchtete der 70-Jährige offenbar, am Ende womöglich weniger Stimmen als die eigene Partei zu erhalten. Nun wird der Spitzenkandidat der siegreichen Partei automatisch Präsident.

Obwohl der angolanische Haushalt dank der hohen Öleinnahmen mit mehr als 40 Milliarden US-Dollar inzwischen fast so groß ist wie das Budget einiger europäischer Staaten, gehört Angola zu den Ländern mit der weltweit tiefsten sozialen Kluft: Über die Hälfte der rund 20 Millionen Einwohner lebt in bitterster Armut, während eine kleine Elite in hermetisch abgeriegelten Nobelvororten im Luxus schwelgt. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei knapp 50 Jahren, die Kindersterblichkeit zählt zur höchsten der Welt, und fast 40 Prozent der Angolaner gelten als chronisch unterernährt. Dabei hat das wasserreiche Angola ein enormes landwirtschaftliches Potenzial. Viele der großen Flüsse des Kontinents entspringen in seinem fruchtbaren Hochland.

Zwischen 2004 und 2008 verzeichnete Angola dank seines Erdöls mit durchschnittlich fast 20 Prozent die höchsten Wachstumsraten in Afrika. Inzwischen ist seine Volkswirtschaft hinter Südafrika und Nigeria zur drittgrößten des Kontinents aufgestiegen. Mit dem Rückgang des Ölpreises hat sich das Wirtschaftswachstum aber deutlich verlangsamt und liegt derzeit bei kaum mehr als drei Prozent. Das zeigt, wie sehr das Land von einem einzigen Rohstoff abhängt.

Gebremst wird die Entwicklung zudem von der extremen Korruption, die längst zu einem festen Bestandteil des täglichen Lebens geworden ist. Erst kürzlich forderte der Weltwährungsfonds Aufklärung über 30 Milliarden US-Dollar aus dem Ölgeschäft, die nicht mehr auffindbar waren. Noch immer werden weite Teile der Wirtschaft, insbesondere das lukrative Öl- und Diamantengeschäft, vom Staatschef und ein paar Generälen kontrolliert. Auf dem jüngsten Korruptionsindex von Transparency International landete Angola unter 182 Ländern auf dem 168. Platz. Die kleine parlamentarische Opposition, die von der früheren Rebellenbewegung Unita gestellt wird, beklagt seit langem, dass dos Santos und seine Partei den Staat ausplündern. Im Gegenzug verweist die Regierung auf den Bauboom und die politische Stabilität. Tatsächlich hat das Land fast 150 Milliarden US-Dollar in den Bau von Brücken, Straßen, Schienen, Schulen und Häusern gesteckt, wobei die weitaus meisten Aufträge an China gehen, das Angola als Gegenleistung günstige Kredite gewährt. Mit der Vertiefung des Hafens von Luanda haben sich zudem die enormen Wartezeiten für Containerschiffe verringert. Selbst einfachste Baumaterialien, aber auch Lebensmittel müssen teuer importiert werden, weil es in Angola praktisch keine verarbeitende Industrie gibt. So kostet eine Pizza 25 US-Dollar und selbst einfache Hotels berechnen für die Übernachtung 250 US-Dollar.

Kritik gibt es auch an der Menschenrechtslage im Land. Noch werden die oft sträflich missachtet; Gerichte und Presse stehen ständig unter Beschuss. Viel wird davon abhängen, ob das autokratische MPLA-Regime seit Jahren versprochene politischen Reformen umsetzt, Institutionen verbessert und mehr gesellschaftlichen Freiraum gewährt.

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