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Politik: Aufstand in Colorado

Washington - Selbst das Bier ist nicht neutral. Wer in den USA die falsche Marke bestellt, kann sich kräftig blamieren.

Washington - Selbst das Bier ist nicht neutral. Wer in den USA die falsche Marke bestellt, kann sich kräftig blamieren. Denn: Die Demokraten trinken „Budweiser“, die Republikaner „Coors“. Das hat mit Spendengeldern der Brauereien zu tun. Pete Coors etwa hilft großzügig den Republikanern. Er kandidiert für die Partei – und will in Colorado am 2. November zum Senator gewählt werden.

Doch etwas Anderes macht den Bundesstaat in diesem Jahr interessant. Zeitgleich mit den Kongress- und Präsidentschaftswahlen wird in Colorado über ein Referendum abgestimmt. Die Befürworter des „Amendment 36“ wollen nichts Geringeres als eine uramerikanische Tradition abschaffen, die Regel „The winner takes all“. Jeder Bundesstaat stellt, gemessen an seinem Bevölkerungsanteil, eine bestimmte Zahl an Wahlmännern. Der Kandidat, der die Mehrheit hat, bekommt alle. Wer mindestens 270 auf sich vereint, zieht ins Weiße Haus ein.

Die Betreiber der Volksabstimmung wollen, dass die Zahl der Wahlmänner aufgeteilt wird, je nach Höhe des Wahlausgangs – und zwar rückwirkend schon für diese Wahl. Weil George W. Bush in den Umfragen knapp führt, hieße das: Er bekäme fünf statt der insgesamt neun Wahlmänner, John Kerry immerhin vier statt keinem. Falls das Referendum durchkommt, prophezeit das britische Magazin „Economist“ bereits einen „dramatischen Effekt“. Es könnte ein erster, entscheidender Schritt zur Reform des US-Wahlsystems sein. Doch die – meist konservativen – Gegner des Referendums formieren sich. Dadurch verringere sich der Einfluss des Bundesstaates auf die Wahl, sagen sie. Und je stärker Kerry in den Umfragen aufholt, desto zurückhaltender werden die Demokraten. Eine knappe Mehrheit der Bewohner von Colorado scheint inzwischen gegen das „Amendment 36“ zu sein. Gerechtigkeit an sich mögen alle Politiker, nur nicht dann, wenn sie selbst von der Ungerechtigkeit profitieren könnten.

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