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Auktion: Mengeles Tagebücher versteigert

New York - Trotz großer Empörung von Opfern und Historikern sind die Tagebücher des KZ-Arztes Josef Mengele in den USA versteigert worden. Mit 245 000 Dollar (gut 170 000 Euro) brachten die niedergeschriebenen Gedanken des „Todesengels von Auschwitz“ am Donnerstag aber deutlich weniger als die erhofften 400 000 Dollar.

New York - Trotz großer Empörung von Opfern und Historikern sind die Tagebücher des KZ-Arztes Josef Mengele in den USA versteigert worden. Mit 245 000 Dollar (gut 170 000 Euro) brachten die niedergeschriebenen Gedanken des „Todesengels von Auschwitz“ am Donnerstag aber deutlich weniger als die erhofften 400 000 Dollar. Einige hatten sogar einen Millionenbetrag erwartet. Opferverbände und Historiker kritisierten den Verkauf der 31 Ringbücher und Hefte scharf. Ein Sprecher des Auktionshauses in Stamford nördlich von New York bestätigte zwar den Verkauf, zum Käufer wollte er aber nichts sagen. „Es ist die Entscheidung unseres Kunden, ob er an die Öffentlichkeit treten will oder nicht“, sagte er. Das gelte auch für den Verkäufer, der ebenso anonym blieb.

Die fast 3400 mit der Hand geschriebenen Seiten stammen nicht aus der Kriegszeit, sondern sind zwischen 1960 und 1975 in Paraguay und Brasilien entstanden. Mengele war nach dem Krieg nach Südamerika geflohen. Er hatte während des Krieges in Konzentrationslagern grausame Menschenversuche gemacht. Unter anderem forschte er an Zwillingen, die er dann ermorden ließ, um die Leichen untersuchen zu können. Mengele ertrank 1979 in Brasilien.

Die Bücher enthalten Gedanken und sogar Gedichte Mengeles. Nach Angaben des Auktionshauses geht es um die politischen Verhältnisse der sechziger und siebziger Jahre, aber auch um seine Flucht über Italien nach Argentinien. Aus Vorsicht habe er von sich immer in der dritten Person geschrieben. Historiker gehen davon aus, dass die Tagebücher echt sind. Der ehemalige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung, Wolfgang Benz, hält die Versteigerung für „obszön“. Die Dokumente gehörten in das Bundesarchiv in Berlin, sagte Benz dem Deutschlandradio Kultur.

Mengeles Biograf Ulrich Völklein sprach von einer Geschmacklosigkeit: „Nicht, dass diese Dinge angeboten werden; das ist eine der vielen Geschmacklosigkeiten, die man sich vorstellen kann.“ Aber dass Bieter bereit seien, für einen solchen Menschen derartige Summen rauszuwerfen und sich dies dann womöglich eingerahmt an die Wand hängen, stelle eine ganze eigene Geschmacklosigkeit dar, die schwer begreifbar sei, sagte er MDR Info. dpa

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