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Politik: Ausgebadet

Es war nicht Rudolf Scharpings Woche, und sie endet konsequent so, wie sie begann: mit allgemeinem Kopfschütteln über ihn. Am Donnerstag hat der Bundesminister der Verteidigung sich zum Dienstpflicht-Vorstoß des Unionsfraktionschefs Friedrich Merz geäußert.

Von Robert Birnbaum

Es war nicht Rudolf Scharpings Woche, und sie endet konsequent so, wie sie begann: mit allgemeinem Kopfschütteln über ihn. Am Donnerstag hat der Bundesminister der Verteidigung sich zum Dienstpflicht-Vorstoß des Unionsfraktionschefs Friedrich Merz geäußert. "Ich halte davon überhaupt nichts", versicherte Scharping in London dem ZDF. Milde tadelnd sprach er sogar von einer "Scheindebatte". Alles wenig spektakulär, entsprach dies doch der von Scharping und der Regierung stets vertretenen Haltung, eine allgemeine Dienstpflicht für junge Männer und Frauen komme nicht in Frage. Um so verblüffender, was am Freitag in der "Bild"-Zeitung als des Ministers Meinung zum gleichen Thema nachzulesen stand: "Darüber kann man nachdenken, wenige Monate vor einer Bundestagswahl ist die politische Lage dazu aber etwas zu aufgeregt."

Dass er das eine wie das andere gesagt hat, ist unbestritten. Dass "Scheindebatte"das Gegenteil von "darüber kann man nachdenken" ist, ist schwer bestreitbar. Ministeriumssprecher Franz Borkenhagen, auf die plötzliche Wandlung angesprochen, wies aber die hilfreich angebotene Vermutung zurück, Scharping habe seine Meinung vielleicht in einem Anfall von Konzentrationsschwäche geändert: "Mein Minister macht nie etwas unüberlegt!" Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye freilich verbuchte Scharpings Nachdenken sicherheitshalber als privat, nämlich als Ausdruck der grundgesetzlich verbürgten Meinungsfreiheit des Bürgers Rudolf S.: "Artikel 5 gilt natürlich auch für Mitglieder der Bundesregierung."

Da passt es irgendwie ganz gut, dass Scharping gerade selbst versucht, das Politische im Privaten aufzuzeigen - in Gestalt einer, ausgerechnet, Mallorca-Urlaub-Story in, ausgerechnet, wieder dem Bilder-Blatt "Bunte". Wer neue Pool-Fotos mit Lebensgefährtin erwartet, sei aber gewarnt: Scharping, gleich drei Mal am Handy abgelichtet, demonstriert preußische Pflichterfüllung, Kristina Gräfin Pilati erscheint nicht im Bikini, sondern im "intensiven Gespräch", geflogen ist das Paar per Charter und nicht mit der Luftwaffe, und auch sonst durchzieht die vier Seiten der Geist des politisch Korrekten: "Die letzten sieben Monate hat er durchgearbeitet - ohne einen Tag Urlaub zu nehmen."

Das Ganze ist so erkennbar als Wiedergutmachung für die Plansch-Affäre vom vorigen Sommer gedacht, dass selbst die wenig satireverdächtige Promi-Illustrierte dezente Ironie beweist. Der Titel der Geschichte nämlich lautet: "Der Minister ging in Akten baden."

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