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Politik: Auslandseinsatz für die Armen

Ein neuer Freiwilligendienst soll vor allem Frauen und junge Leute mit geringem Einkommen animieren, Entwicklungshilfe zu leisten

Berlin - Ein neuer Freiwilligendienst soll jungen Deutschen zwischen 18 und 28 Jahren die Chance geben, bis zu zwei Jahre mit finanzieller Unterstützung des Bundes in der Entwicklungshilfe zu arbeiten. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) stellt dafür ab kommendem Jahr 70 Millionen Euro für 10 000 Plätze bei Nichtregierungsorganisationen und privaten Trägern zur Verfügung. Wer an dem Programm teilnimmt, soll für den Einsatz in Entwicklungsländern pro Monat 580 Euro für Unterkunft, Verpflegung, Taschengeld, Betreuung und Versicherungen erhalten. Die Bedingungen, Verfahren und Ansprechpartner für den Freiwilligendienst sollen bis Mitte 2007 geklärt sein.

„Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) ist in der Vergangenheit oft von jungen Leuten gefragt worden, was sie persönlich für die Entwicklungshilfe tun können“, begründet ein BMZ-Sprecher die Initiative. Mit dem neuen Freiwilligendienst solle insbesondere jungen Menschen aus einkommensschwachen Familien ermöglicht werden, ins Ausland zu gehen. Auch sollten junge Frauen angesprochen werden, für die es etwa keine Einsatzmöglichkeiten im Entwicklungsdienst im Rahmen des Zivildienstes gebe. Bislang war der Deutsche Entwicklungdienst (DED) bei der finanziellen Förderung von jungen Freiwilligen in der Entwicklungshilfe federführend. Allerdings richtet sich die DED-Nachwuchsförderung an junge Deutsche, die bereits eine Berufsausbildung oder ein Studium abgeschlossen haben. „Der neue Freiwilligendienst ist eine tolle Ergänzung zu unserem Programm“, sagt DED-Geschäftsführer Jürgen Wilhelm. Der Auslandseinsatz in der Entwicklungshilfe sei für die jungen Erwachsenen eine wertvolle Erfahrung, die die Teilnehmer mit Zusatzqualifikationen wie Fremdsprachenkenntnissen und sozialer Kompetenz ausstatte. Über die adäquate Organisation des BMZ-Freiwilligendienstes macht sich Wilhelm keine Sorgen: „Die NGOs sind seit Jahren in der Entwicklungshilfe tätig und wissen selbst am besten, wo Freiwillige sinnvoll eingesetzt werden können“, sagt Wilhelm. „Da wird niemand ins kalte Wasser geworfen.“

Nach Einschätzung des BMZ könnten die Freiwilligen beispielsweise bei Straßenkinderprojekten oder in Kinderheimen zum Einsatz kommen. „Uns ist immer wieder signalisiert worden, dass es bei verschiedenen Entwicklungshilfeprojekten einen großen Bedarf auch an weniger qualifizierten Kräften gibt“, heißt es aus dem BMZ. „Nicht für jede Tätigkeit werden Spezialisten gebraucht.“ Das bestätigt Michael Steeb, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Entwicklungshilfe. „Es geht aber bei der Entwicklungshilfe nicht nur um die Effizienz der Projekte, sondern um den solidarischen Gedanken des Freiwilligendienstes“, sagt Steeb. Auch bei der Deutschen Welthungerhilfe ist man von der Initiative des Entwicklungsministeriums angetan. „Ein Einsatz in den Ländern bietet jungen Menschen Erfahrungen, die sie ein Leben lang prägen werden“, sagt Generalsekretär Hans-Joachim Preuß. „Sie werden so zu wichtigen Multiplikatoren für die Armuts- und Hungerbekämpfung und nicht zuletzt für die Völkerverständigung.“ Konkrete Einsatzmöglichkeiten sieht Preuß darin, erfahrene Entwicklungshelfer bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Wichtig sei allerdings, die jungen Menschen am ausländischen Einsatzort in ein kompetentes Netzwerk einzubinden. Die Freiwilligen müssten auf jeden Fall die jeweilige Amtssprache in den Ländern – Englisch, Französisch, Spanisch oder Portugiesisch – beherrschen.

www.bmz.de

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