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Politik: Ausnahmezustand: Rassenunruhen in Cincinnati

Nach der Verhängung eines Ausgehverbots hat sich die Lage in der amerikanischen Stadt Cincinnati in der Nacht zum Freitag beruhigt. Hubschrauber und schwer bewaffnete Polizisten überwachten nach dreitägigen schweren Ausschreitungen die Einhaltung des Verbots.

Nach der Verhängung eines Ausgehverbots hat sich die Lage in der amerikanischen Stadt Cincinnati in der Nacht zum Freitag beruhigt. Hubschrauber und schwer bewaffnete Polizisten überwachten nach dreitägigen schweren Ausschreitungen die Einhaltung des Verbots. Nur Bewohner der Stadt, die auf dem Weg zur oder von der Arbeit waren, durften sich zwischen 20 Uhr und sechs Uhr auf den Straßen Cincinnatis sehen lassen. 42 Personen wurden nach Polizeiangaben wegen Verstoßes gegen die verhängte Ausgangssperre festgenommen.

Bürgermeister Charles Luken hatte am Donnerstag wegen der gewaltsamen Proteste gegen die Erschießung des unbewaffneten Schwarzen Timothy Thomas durch die Polizei den Ausnahmezustand ausgerufen. Am Freitag sollte entschieden werden, wie lange das Ausgehverbot in Kraft bleibt. Die Erschießung des 19-Jährigen hatte in der Stadt die schwersten Rassenunruhen seit der Ermordung der Bürgerrechtlers Martin Luther King 1968 ausgelöst. Während der Ausschreitungen wurden insgesamt 86 Personen wegen Vandalismus, Plünderungen oder anderer Delikte festgenommen.

Thomas war am Wochenende vor Polizisten weggelaufen und darauf von den Beamten erschossen worden. Er wurde wegen kleinerer Vergehen wie Autofahren ohne Führerschein und Fahren ohne Sicherheitsgurt gesucht. Nach der Erschießung kam es zu gewaltsamen Protesten, bei denen die Sicherheitskräfte mit Hartgummigeschossen und Tränengas gegen Demonstranten vorgingen. In der Innenstadt Cincinnatis und dem nördlich davon gelegenen Viertel Over-the-Rhine wurden Fensterscheiben eingeworfen, Autos mit Steinen beworfen und Brände gelegt.

Der Vorsitzende der Bürgerrechtsbewegung NAACP, Kweisi Mfume, besuchte die Stadt und rief die schwarzen Bewohner zu konstruktiven Protesten auf. Andere Redner forderten Luken zu einer Umbesetzung der Polizeispitze auf. Dagegen erklärte der Präsident der Polizeigewerkschaft, Keith Fangman, im Rundfunk, die Stadt dürfe den Forderungen nicht nachgeben.

Der amerikanische Präsident George W. Bush zeigte sich besorgt über die Lage in Cincinnati. Der Präsident habe Justizminister John Ashcroft angewiesen, die Stadt bei der Beruhigung der Situation zu unterstützen, sagte der Sprecher des Präsidialamtes, Arie Fletscher, am Donnerstag. "Der Präsident versteht die heftigen Gefühle der Bürger von Cincinnati, ihren Wunsch nach einer friedlichen Lösung."

Das Verhältnis zwischen den Einwohnern schwarzer Hautfarbe und der Polizei ist in Cincinnati seit längerem gespannt. Seit November vergangenen Jahres wurden drei Schwarze von Polizisten erschossen, ein Vierter erstickte nach seiner Festnahme in Polizeigewahrsam.

Die Staatsanwaltschaft will erste Ermittlungsergebnisse zum Tod von Thomas in der kommenden Woche vorlegen. An der Ermittlungen beteiligen sich auch das amerikanische Justizministerium und die Bundespolizei FBI.

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