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Ausstieg aus den fossilen Energien: Erfolg mit Fragezeichen

Bei der Klimakonferenz feiert die Divestmentbewegung ihre Erfolge. Mit dem Abzug der Investitionen aus Kohle, Öl und Gas ist es aber nicht getan, meint der Wissenschaftler James Hansen.

May Boeve von 350.org, Stephen Heintz vom Rockefeller Fund und Jaqueline Délia Brémont von der Stiftung Ensemble auf dem Podium bei einer Veranstaltung der Divestmentbewegung.
May Boeve von 350.org, Stephen Heintz vom Rockefeller Fund und Jaqueline Délia Brémont von der Stiftung Ensemble auf dem Podium bei einer Veranstaltung der Divestmentbewegung.

© Susanne Ehlerding

Ihre jüngsten Erfolge stellte die Divestmentbewegung 350.org heute bei der Klimakonferenz in Paris vor. Über 500 Institutionen und Organisationen haben aktuell Zusagen gemacht, ihre Investitionen aus fossilen Energien abzuziehen, berichtete May Boeve von 350.org.

In Deutschland ist Münster die erste Stadt, die de-investieren will. Unter den großen Anlegern hatte kürzlich die Allianz angekündigt, sich aus der Kohle zurückzuziehen – jedenfalls aus Bergbau- und Energieunternehmen, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle machen oder im gleichen Verhältnis Kohle verbrennen. Allerdings fallen große internationale Bergbaukonzerne mit großen Kohleminen nicht darunter, weil BHP Billington oder andere große kanadische oder australische Bergbaukonzerne so groß sind, dass auch gigantische Kohleminen kaum ins Gewicht fallen.

Der größte Erfolg der Bewegung war die Entscheidung des norwegischen Staatsfonds, sich aus Kohlegeschäften zurückzuziehen. Das norwegische Parlament hat im Frühsommer genau diese 30-ProzentGrenze für Investitionen bestimmt. Auch der französische staatliche Rentenfonds und der Axa-Versicherungskonzern ebenfalls aus Frankreich haben grundsätzlich die Entscheidung getroffen, ihre Investitionen in fossilen Energien zurückzufahren.

Mit 1,8 Milliarden Euro Anlagevermögen hat sich die evangelische Landeskirche in Hessen und Nassau als erster deutscher Kirchenverband zum Divestment verpflichtet.

„Aus den fossilen Energien auszusteigen ist moralisch geboten. Es ist aber auch ökonomisch richtig“, sagte Stephen Heintz vom Rockefeller Brothers Fund. „Die Vermögenswerte der fossilen Unternehmen stehen noch in den Büchern dieser Unternehmen. Sie werden aber mehr und mehr an Wert verlieren. Denn 60 bis 80 Prozent der bekannten Reserven an fossilen Energien müssen im Boden bleiben, wenn wir das Zwei-Grad-Ziel erreichen wollen“, Stephen Heintz.

Rockefeller würde heute in Erneuerbare investieren, glaubt sein Vermögensverwalter

Die Ankündigung seines Fonds, sich von fossilen Vermögenswerten zu trennen, hatte 2014 großes Aufsehen erregt – stammt sein Geld doch aus dem Vermächtnis des Ölmagnaten John D. Rockefeller.

James Hansen wirbt bei der Klimakonferenz für einen Preis auf Kohlendioxid.
James Hansen wirbt bei der Klimakonferenz für einen Preis auf Kohlendioxid.

© Susanne Ehlerding

„Er hat als relativ armer Junge mit 16 Jahren angefangen ein Vermögen aufzubauen, weil er die Zeichen der Zeit erkannt hat“, sagt Stephen Heintz. „Heute wäre an vorderster Stelle derer, die in saubere Energien investieren. Wir müssen so schnell wie möglich handeln und in 20 Jahren aus den fossilen Energien ausgestiegen sein.“

Dafür wird die Divestmentbewegung allein aber nicht ausreichen, meinte der Wissenschaftler James Hansen ebenfalls gestern beim Klimagipfel. „Ich will nichts Schlechtes dagegen sagen, aber wir brauchen einen Preis auf Kohlendioxid“, sagte er auf Nachfrage. Solange Kohle billig sei, würde sie auch verbrannt. „Deshalb werden auch die erneuerbaren Energien nicht ausreichen, um die Emissionen zu senken. Das zu glauben, wäre naiv“, sagte Hansen. Er war lange bei der Nasa tätig und machte als einer der ersten auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam.

Bei den Klimaverhandlungen in Paris wird aber aller Wahrscheinlichkeit nach noch kein Preis auf Kohlendioxid herauskommen, auch wenn sich viele Veranstaltungen mit Teilnehmern bis hinauf zum Weltbankchef Jim Kim damit beschäftigen. Zumindest hatte die Chefin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres, dies bereits im Vorfeld ausgeschlossen. mit deh

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