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Bagdad: Doppelattentat fordert mindestens 60 Tote

Der Irak ist erneut von einer Welle der Gewalt heimgesucht worden. Bei zwei koordinierten Selbstmordanschlägen im Zentrum der irakischen Hauptstadt Bagdad wurden mindestens 60 Menschen getötet.

Bagdad - Etwa 220 weitere wurden nach Angaben von Ärzten zum Teil schwer verletzt. Laut Augenzeugen rammte ein erster Attentäter mit seinem Fahrzeug einen Polizeiwagen und löste eine Explosion aus. Ein weiterer Attentäter steuerte danach seinen mit Sprengstoff präparierten Lieferwagen in eine aufgeschreckte Menge zumeist Arbeit suchender Schiiten. Im schiitischen Mausoleum in Samarra explodierte eine Bombe, die jedoch nur geringfügige Schäden anrichtete.

Ministerpräsident Nuri al Maliki verurteilte die Anschläge in Bagdad und machte sunnitische Extremisten dafür verantwortlich. Nach der ersten Autobombenexplosion im morgendlichen Berufsverkehr rannten die Menschen auf dem belebten Tajaran-Platz im Stadtteil Rusafa laut Augenzeugen auf die andere Seite des Platzes. Genau dorthin habe der zweite Attentäter zwei Minuten später sein Fahrzeug gelenkt. Augenzeugen berichteten, nach den Explosionen habe auf dem ganzen Platz kein Mensch mehr aufrecht gestanden. Zwei Gebäude wurden durch die Wucht der Explosionen beschädigt, mehrere Geschäfte brannten aus. Maliki versprach eine Verfolgung und Bestrafung der Drahtzieher der Anschläge. Für Samstag bereitet die Regierung eine Konferenz zur nationalen Aussöhnung vor.

Anschlag in Samarra: "Die Schäden sind geringfügig."

Weit weniger folgenreich war der Anschlag in Samarra. "Die Schäden sind geringfügig", teilte die US-Armee mit. Der Sprengsatz sei am Eingang des Mausoleums bei einer Routine-Patrouille der irakischen Polizei entdeckt worden. Er sei explodiert, bevor Sicherheitskräfte ihn entschärfen konnten. Das Mausoleum war bereits im Februar Ziel eines schweren Anschlags und wurde damals weitgehend zerstört. Der Anschlag löste heftige Ausschreitungen zwischen Sunniten und Schiiten aus, bei denen im ganzen Land tausende Menschen getötet wurden. Samarra ist überwiegend sunnitisch.

US-Außenministerin Condoleezza Rice wies die Kritik an der Rolle der USA im Irak-Krieg zurück. Sie sei "sehr stolz", am Sturz des Machthabers Saddam Hussein und an der "Befreiung von 25 Millionen Irakern" im März 2003 mitgewirkt zu haben, sagte Rice. Den langsam vorangehenden Wiederaufbau, den Aufstand gegen die US-Trupppen und insbesondere die Gewalt zwischen den unter Saddam Hussein regierenden Sunniten und der schiitischen Mehrheit bezeichnete Rice aber als "sehr schlecht".

Neue Irak-Strategie

Im Bemühen um eine neue Irak-Strategie und ein Ende der Gewalt zwischen den Bevölkerungsgruppen beriet US-Präsident George W. Bush erneut mit Experten und führenden irakischen Politikern. Unter anderen wollte er den sunnitischen Vizepräsidenten Tarek al Haschemi treffen, den höchsten Vertreter der sunnitischen Minderheit im Irak. Zudem war eine Video-Konferenz mit Befehlshabern der US-Armee und dem US-Botschafter im Irak, Zalmay Khalilzad, vorgesehen. Nach Vorlage der Vorschläge der so genannten Baker-Kommission zum Irak will Bush noch vor Weihnachten über den neuen Irak-Kurs entscheiden.

In einer Umfrage des Gallup-Instituts im Auftrag der Zeitung "USA Today" vom Dienstag gaben 62 Prozent der befragten US-Bürger an, der Irak-Krieg sei es nicht wert gewesen, geführt zu werden. Damit ist in den USA die Ablehnung des Kriegs in Umfragen auf Rekordhöhe geschnellt. In Großbritannien wurden unterdessen drei britische Soldaten zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, weil sich versucht hatten, Waffen aus dem Irak zu schmuggeln, um sie in Deutschland zu verkaufen. Die drei seien zudem aus der Armee entlassen worden, teilte ein Sprecher mit. (tso/AFP)

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