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Politik: Bali-Attentäter in Indonesien hingerichtet

Protestler in den Heimatdörfern feiern die drei Getöteten als „Märtyrer“ / Unter den Opfern des Anschlags waren auch Deutsche

In Indonesien sind in der Nacht zum Sonntag drei Terroristen hingerichtet worden, die vor sechs Jahren verheerende Anschläge auf der Urlaubsinsel Bali organisiert hatten. „Die drei zum Tode verurteilten Männer – Imam Samudra, Amrozi Nurhasyim und Ali Ghufron – wurden durch ein Schießkommando exekutiert“, teilte Jasman Panjaitan mit, der Sprecher von Indonesiens Generalstaatsanwaltschaft. Die Leichen der Hingerichteten wurden mit Hubschraubern in ihre Heimatdörfer gebracht. Dort kam es vor den Bestattungen zu Ausschreitungen zwischen Islamisten und Sicherheitskräften. „Willkommen Märtyrer“, stand auf einem Spruchband, das Terrorsympathisanten auf dem Friedhof angebracht hatten, auf dem Amrozi und Ghufron beigesetzt wurden. Auslandskorrespondenten wurden als „Ungläubige“ beschimpft.

Nur in den Heimatdörfern der Terroristen demonstrierten Menschen Unterstützung, sonst blieb es in Indonesien ruhig. „Die Hinrichtungen könnten eine starke Reaktion hervorrufen. Wir erhalten Informationen, nach denen Terroristen neue Anschläge in Indonesien planen“, sagte Australiens Außenminister Stephen Smith. Australien, die USA und Großbritannien warnen derzeit vor Reisen nach Indonesien. „Wer dort ist, sollte sehr vorsichtig sein, besonders an Stränden, Bars und Einkaufszentren, an denen sich Touristen aufhalten“, sagte Smith.

Samudra, Amrozi und Ghufron gehörten zu einer Gruppe von 35 Männern, die im Oktober 2002 auf Bali 202 Menschen umbrachten. An einem Samstagabend explodierte auf der Insel zunächst vor dem US-Konsulat ein kleiner Sprengsatz, dort entstand nur Sachschaden. Kurz danach tötete in einer Bar im Vergnügungsviertel Kuta ein Selbstmordattentäter sich und acht Gäste. Als viele Menschen in Panik auf die Straße liefen, explodierte dort eine große Autobombe. 164 Touristen aus 21 Staaten und 38 Indonesier kamen ums Leben.

Die meisten ausländischen Todesopfer waren Australier. Sechs Deutsche starben. „Heute ist ein Tag, an dem wir in Gedanken und Gebeten bei den Familien sein sollten, die durch die Bali-Bomben zerrissen wurden“, sagte Australiens Premier Kevin Rudd am Sonntag nach den Hinrichtungen der drei Täter.

Samudra, Amrozi und Ghufron hatten ihre Verbrechen vor Gericht gestanden, sich als „Heilige Krieger“ bezeichnet und bis zu ihrer Exekution keine Reue gezeigt. „Nun haben sie den Preis für ihren Massenmord bezahlt“, sagte Peter Hughes, ein Australier, der die Attentate mit Verbrennungen überlebte. Im moderat-islamischen Indonesien, wo fast alle Muslime Gewalt ablehnen und sich von Terrorakten distanzieren, waren den Bali-Bomben Anschläge auf ein US-Hotel und auf die australische Botschaft in Jakarta gefolgt.

Im Jahr 2005 war wieder Bali Terrorziel, Selbstmordattentäter töteten in Restaurants 21 Gäste. Laut Ermittlern gehören die Terroristen der südostasiatischen Terrorgruppe „Jemaah Islamiyah“ an. Seit 2002 gelang es indonesischen Sicherheitskräften mit Polizeihilfe aus dem Ausland, mehr als 130 militante Islamisten zu verhaften. Die meisten wurden wegen Beteiligung an Anschlägen zu hohen Haftstrafen verurteilt. Seit 2005 hat es in dem Land keinen Anschlag mehr gegeben.

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