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Balkan: Deutschland erkennt Kosovo an

Nach den serbischen Übergriffen auf kosovarische Grenzanlagen ruft der Präsident des neuen Staates die Nachbarn zur Ruhe auf. Das Bundeskabinett sieht die Abspaltung des Kosovo von Serbien als Ende des jugoslawischen Zerfalls - und erkennt die ehemalige Provinz als Staat an.

Durch einen Beschluss des Bundeskabinetts hat Deutschland die Republik Kosovo als eigenständigen Staat anerkannt. Formell vollzogen wird sie durch ein Schreiben von Bundespräsident Horst Köhler an seinen kosovarischen Amtskollegen Fatmir Sejdiu. Diese Note wird unverzüglich nach Pristina übermittelt. Zugleich soll der früheren serbischen Provinz die Aufnahme diplomatischer Beziehungen angeboten werden.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte die am Sonntag verkündete Unabhängigkeit als das Ende eines langen und schwierigen Zerfallsprozesses des ehemaligen Jugoslawiens bezeichnet. Mit dem Anerkennungsbeschluss folgt Deutschland dem Beispiel der USA, Frankreichs, Großbritanniens und anderer Staaten. Es ist damit zu rechnen, dass Serbien aus Protest gegen die Entscheidung seinen Botschafter in Berlin zunächst nach Belgrad zurückbeordert.

Nato soll Lage unter Kontrolle bringen

Nach den schweren Ausschreitungen im Norden des Kosovo hat Präsident Fatmir Sejdiu die Serben zur Ruhe und zur Teilnahme am öffentlichen Leben aufgerufen. "Wir rufen die serbischen Bürger auf, sich uns beim gemeinsamen neuen Leben anzuschließen", sagte Sejdiu in Pristina. Die von der Nato geführte internationale Schutztruppe KFOR sei aufgefordert, die Lage im Norden unter Kontrolle zu bringen. "Wir ziehen uns nicht aus dem Norden zurück", versicherte auch der neue EU-Kosovo-Beauftragte Pieter Feith nach einem Treffen mit Sejdiu.

Hunderte Serben hatten am Vortag die von der UN-Kosovo-Verwaltung (Unmik) betriebenen Grenzübergänge Jarinje und Zubin Potok demoliert und dann in Brand gesteckt. Die Unmik hatte alle albanischen Polizisten aus Sicherheitsgründen abgezogen. Die internationale Schutztruppe KFOR bezog stattdessen dort Stellung. Die Grenzübergänge blieben auch am Mittwoch nach der Abriegelung durch die KFOR geschlossen. "Die Grenze zwischen dem Kosovo und Serbien existiert nicht mehr", begrüßten die meisten serbischen Zeitungen die neue Entwicklung in Belgrad.

Ziel der Gewaltausbrüche ist nach Darstellung von Diplomaten in Pristina offenbar die Teilung des erst am letzten Sonntag ausgerufenen neuen Kosovo-Staates. Es geht in Nordkosovo um eine Fläche von rund 2400 Quadratkilometer, in denen rund 50.000 Serben in kompakten Siedlungsgebieten leben. Das Gebiet macht rund 22 Prozent des gesamten Staatsgebietes aus. (rope/dpa)

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