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Politik: Balkan-Krise: Hunderte Albaner flüchten Richtung Kosovo

Seit Beginn der mazedonischen Offensive gegen die oberhalb von Tetovo verschanzten Albanerrebellen sind mehr als tausend Menschen geflohen. Nach Angaben des UN-Flüchtlingswerks UNHCR vom Montag überquerten seit Sonntag rund 700 Flüchtlinge die südliche Grenze zum Kosovo.

Seit Beginn der mazedonischen Offensive gegen die oberhalb von Tetovo verschanzten Albanerrebellen sind mehr als tausend Menschen geflohen. Nach Angaben des UN-Flüchtlingswerks UNHCR vom Montag überquerten seit Sonntag rund 700 Flüchtlinge die südliche Grenze zum Kosovo. Mehrere hundert seien noch unterwegs. In der Türkei kamen nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu bis zum frühen Morgen rund 570 Mazedonier an. Seit Beginn der Kämpfe Mitte Februar flohen der UNHCR zufolge mehr als 30 000 Menschen aus Mazedonien, mehr als 4500 von ihnen ins Kosovo. Die Zahl der Flüchtlinge in der Türkei stieg laut Anadolu auf 7650.

Die mazedonische Armee setzte ihre Angriffe auf Stellungen der albanischen Rebellen im Nordwesten des Landes fort. Die mazedonische Regierung zeigte sich am Sonntagabend zufrieden mit dem Verlauf der Militäroffensive gegen die albanischen Rebellen. Ministerpräsident Ljubco Georgievski sagte, Schlüsselpositionen in der Umgebung von Tetovo seien besetzt worden. Regierungssprecher Antonio Milososki sprach von einer planmäßig verlaufenden Operation. Die Sicherheitskräfte hätten nach dem ersten Tag des Vorrückens keine Toten zu beklagen. Zwei Soldaten, ein Polizist und vier Zivilisten hätten leichte Verwundungen erlitten. Die Streitkräfte räumten jedoch ein, dass die Rebellen schwer bewaffnet seien. "Die Kommandeure haben bestätigt, dass wir es mit organisiertem, terroristischem Widerstand zu tun haben", sagte Oberst Blagoja Markovski am Sonntag.

Fast alle 1200 Bewohner des Dorfes Vejce verließen nach Angaben von Einwohnern ihre Häuser in Richtung Kosovo, nachdem mazedonische Militärhubschrauber Soldaten in der Region abgesetzt hatten. Einige Flüchtlinge sagten, die Hubschrauber hätten auf sie geschossen. "Während wir durch die Berge gingen, tauchten Hubschrauber auf und schossen in die Wälder, die voller Flüchtlinge waren", sagte Arif Azemi nach einem zehnstündigen Marsch in das Kosovo.

Nato-General Klaus Reinhardt forderte unterdessen die mazedonische Regierung zu Verhandlungen mit den Albanerrebellen auf. In einem Interview mit der "Bild-Zeitung" sagte Reinhardt: "Die mazedonische Regierung darf nicht einfach nur die Waffen auf diese Leute richten. Sie muss in Verhandlungen auf die politische Unzufriedenheit der Rebellen, die sich in ihren Grundrechten beschränkt sehen, eingehen". Reinhardt ist Befehlshaber des Nato-Kommandos Mitte (Europa). Die mazedonische Armee hatte am Sonntag trotz aller Aufforderungen der EU zur Mäßigung eine militärische Großoffensive gegen die albanischen Rebellen im Nordwesten des Landes gestartet.

Vor seinem Besuch in Skopje hat Nato-Generalsekretär George Robertson die mazedonische Regierung zu einer politischen Lösung des Konflikts mit der albanischen Minderheit aufgerufen. Nach der militärischen müsse nun eine politische Offensive folgen, sagte Robertson dem britischen BBC-Rundfunk am Montag. Neben Robertson wollte auch der EU-Außenbeauftragte Javier Solana zu Gesprächen mit der mazedonischen Führung nach Skopje reisen.

Robertson sagte weiter, er und Solana wollten der mazedonischen Regierung bei ihrem Blitzbesuch einige "Ratschläge" erteilen. Nach Angaben eines Sprechers wollte der Nato-Generalsekretär die Regierung in Skopje bitten, keine "unangemessenen Mittel" im Kampf gegen die Rebellen anzuwenden. Er wolle Präsident Boris Trajkovski zudem auffordern, mit den Albanervertretern im Parlament "den Weg des Dialogs einzuschlagen". Auch Solana wollte nach den Worten einer Sprecherin die Regierung in Skopje zur Mäßigung anhalten, um eine Solidarisierung der Bevölkerung mit den Rebellen der Nationalen Befreiungsarmee UCK zu verhindern. Die EU hatte auf ihrem Gipfeltreffen in Stockholm erklärt, eine militärische Eskalation müsse verhindert werden.

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