zum Hauptinhalt

Balkan: Serben verwüsten Grenzübergänge

Ein Mob hunderter aufgebrachter Serben zündete die Grenzanlagen zwischen Kosovo und Serbien an und zerstörte Teile von ihnen mit Sprengstoff. Mehrere UN-Fahrzeuge brannten. Die Lage ist sehr ernst, sagt die Nato.

Mehrere hundert aufgebrachte Serben haben am Dienstag zwei UN-Kontrollpunkte an den Grenzübergängen zwischen Kosovo und Serbien überfallen und verwüstet. Sie zündeten die Anlagen am Übergang Janjine an und zerstörten die Einrichtungen bei Leposavic mit Sprengstoff. Anschließend setzte der Mob mehrere UN-Fahrzeuge in Brand. Verletzt wurde niemand.

Die Kosovo-Polizei zog sich nach den Angriffen zurück. Inzwischen hat die Nato-Friedenstruppe KFOR die Kontrolle übernommen, wie ein Sprecher sagte. Er bezeichnete die Lage vor Ort aber dennoch als "sehr ernst". Am Montag noch hatte die Nato die Situation als ruhig beschrieben. Die beiden Übergänge sind für den Verkehr gesperrt.    In Zubin Potok, 20 Kilometer westlich der geteilten Stadt Mitrovica, wurde serbischen Journalisten ein Zollgebäude von wütenden Serben in Brand gesetzt. Die Polizei bestätigte den Vorfall zunächst nicht.

Nach den USA hatten auch Frankreich und Großbritannien am Montag den Kosovo offiziell als unabhängigen Staat akzeptiert. 16 weitere EU-Mitglieder, darunter Deutschland, stellen die Anerkennung in Aussicht. Doch die serbische Führung reagierte scharf: Aus Protest wurden bereits die Botschafter aus Washington und Paris zurückgerufen - auch aus Ankara, das die ehemals serbische Provinz ebenfalls als unabhängig anerkennt. Belgrad wird mit allen Ländern gleich verfahren, die das Kosovo anerkennen sollten, sagt der serbische Regierungschef Vojislav Kostunica.

Spanien fürchtet Präzedenzfall

Und die EU ist uneins: Länder wie Österreich, Belgien, Italien sowie weitere zwölf EU-Staaten wollen den Kosovo anerkennen. Andere Mitgliedstaaten der Union wie Portugal und die Niederlande knüpfen eine Anerkennung hingegen an bestimmte Bedingungen - Spanien, Rumänien und Zypern verweigern sie ganz. Spanien fürchtet einen gefährlichen Präzedenzfall: Minderheiten im eigenen Land könnten ebenfalls erneut die Unabhängigkeit anstreben.

Russland bezeichnet die Anerkennung des Kosovos durch den Westen als schweren Fehler. Die westlichen Staaten und vor allem die USA würden damit den Separatismus auf dem Balkan unterstützen. Tausende Serben protestierten am Montag in den Straßen von Belgrad und den serbischen Siedlungsgebieten im Kosovo. Das Parlament in Belgrad erklärte die Unabhängigkeitserklärung des Kosovos mit überwältigender Mehrheit für null und nichtig.

"Serbien wird das Kosovo niemals anerkennen", sagt der serbische Präsident Boris Tadic bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in New York. Angesichts konträrer Positionen hatte das höchste UN-Gremium am Vortag keine Entscheidungen getroffen. Russland lehnt als traditioneller Verbündeter Serbiens die Abspaltung des Kosovos ebenso ab wie China. Beide Länder haben ein Vetorecht im Sicherheitsrat. (mpr/AFP/dpa)

Zur Startseite